Das war der erhoffte klare Sieg: Durch das 4:0 gegen Luxemburg hat die Nationalmannschaft das notwendige Signal für das direkte WM-Ticket gesetzt. Der Bundestrainer kann sich bestätigt fühlen.
Sinsheim -
"Galligkeit und Gier waren gut. Klar kann man mit der Dominanz mehr Tore machen. Aber am Ende war es ein verdienter Sieg, den wir gebraucht haben", bilanzierte Nagelsmann am ARD-Mikrofon zufrieden und lobte: "Das war eine deutliche Steigerung." Kimmich stellte fest: "Man hat von Anfang an gemerkt, dass wir gewinnen wollen."
Tabellenführung für DFB-Auswahl
Nach dem höchsten Sieg des Jahres, der mit mehr Konsequenz sogar noch klarer hätte ausfallen können, reist die Nagelsmann-Truppe als Tabellenführer der Gruppe A entspannter zur schwereren Auswärtsaufgabe am Montag nach Belfast gegen Nordirland.
Die Briten leisteten mit ihrem 2:0-Sieg gegen die Slowaken Schützenhilfe, machten das Rennen um das direkte WM-Ticket zugleich aber auch spannender. Deutschland, Nordirland und die Slowakei stehen nun alle bei sechs Punkten. Nur der Gruppenerste darf ohne Umweg zur WM. Die eigene Auftaktpleite in der Ausscheidungsrunde gegen die Slowaken (0:2) soll für das DFB-Team ein einmaliger Ausrutscher auf dem Weg zum Titelangriff in Nordamerika im kommenden Sommer bleiben.
"Wir sind nicht in der Situation, einen Gegner zu unterschätzen", hatte Nagelsmann vor dem Anpfiff angesichts des holprigen Starts der DFB-Auswahl in Bratislava gesagt. Die Zurückhaltung war unbegründet. Gegen das weiter punktlose Luxemburg geriet der Sieg nach dominantem Beginn nie in Gefahr.
Nagelsmann revidiert Kimmich-Versetzung
Kimmich glänzte vor 25.249 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Sinsheim in neuer, alter Rolle als großer Antreiber. Der DFB-Kapitän beschränkte sich in seinem 104. Länderspiel, mit dem er an Franz Beckenbauer (103) vorbeizog, nicht nur auf seine Aufgaben als rechter Schienenspieler. Er war einfach überall.
"Joshua ist auf beiden Positionen sehr stark. Wir versuchen immer, Lösungen zu finden und schauen, welches die beste Variante ist", begründete Nagelsmann die Rückversetzung von Kimmich aus dem zentralen Mittelfeld auf die rechte Abwehrseite, die zuletzt als Problemzone in der deutschen Mannschaft ausgemacht wurde. Für die Zukunft wolle er sich aber "nicht festlegen".
Daneben setzte Nagelsmann auf bewährte Kräfte statt weitere personelle Experimente. So stand BVB-Innenverteidiger Nico Schlotterbeck nach seiner Knieverletzung erstmals seit März wieder in der DFB-Startelf und sammelte 45 Minuten Spielpraxis.
DFB-Team startet druckvoll
Kimmich, einer von fünf selbstbewussten Münchnern in der Startelf, setzte schon nach drei Minuten ein erstes Offensivzeichen und gab damit die Richtung vor. Seinen straffen Schuss konnte Luxemburgs Torwart Anthony Moris aber abwehren. Kurz darauf bejubelten Spieler und Fans die vermeintliche Führung - doch zu früh.
Nach zwölf Minuten belohnte sich das DFB-Team dann aber doch für den dominanten Start. Raum traf mit einem direkten Freistoß aus knapp 20 Metern. Für den Kapitän von RB Leipzig war es der Premierentreffer im 31. Einsatz für Deutschland. "Ich hatte schon vor dem Spiel das Gefühl, dass heute etwas gehen kann", sagte Raum. "Dass der Ball reingeht, ist der Lohn für die harte Trainingsarbeit."
VAR hilft Deutschland
Nach nicht einmal 20 Minuten wurde der VAR bereits zum zweiten Mal aktiv - dieses Mal wegen eines zunächst nicht geahndeten Handspiels von Carlson im eigenen Strafraum. Der serbische Schiedsrichter Nenad Minakovic entschied nach Ansicht der TV-Bilder auf Elfmeter und schickte Luxemburgs Abwehrspieler mit Rot vom Platz. Kimmich verwandelte eiskalt.
Auch in Überzahl blieb die deutsche Mannschaft konzentriert und erarbeitete sich eine weitere Großchance, die Woltemade jedoch vergab. Nach einem Zauberpass des befreit aufspielenden Florian Wirtz verstolperte der 23-Jährige den Ball frei vor dem Tor.
Die dezimierten Gäste schafften es in der einseitigen Partie kaum einmal über die Mittellinie. Eine Angriffswelle nach der anderen rollte auf das Tor des Außenseiters zu. Phasenweise erinnerte das Spielgeschehen eher an Handball. Eine weitere Lücke in der Luxemburger Abwehr fand die Nagelsmann-Truppe, die nach 35 Minuten ein wenig das anfängliche Feuer verlor, bis zur Pause aber nicht mehr.
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Doppelschlag nach der Pause
Das änderte sich kurz nach Wiederbeginn, als
Nach einer Stunde war dann Schluss für den glücklosen Woltemade, der vom Neu-Frankfurter Jonathan Burkardt abgelöst wurde. Zudem kam Ridle Baku für Karim Adeyemi und damit zu seinem DFB-Comeback. Kaum auf dem Platz sahen beide einen Pfostenschuss von Wirtz.
Dem 150-Millionen-Euro-Mann vom FC Liverpool war der Saison-Fehlstart in England nicht anzumerken, auch wenn er keine weiteren Glanzpunkte mehr setzen konnte. © Deutsche Presse-Agentur