In Deutschland ist DFB-Neuling Yann Aurel Bisseck noch relativ unbekannt, in Italien wird er schon liebevoll "großes Steak" genannt.

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Yann Aurel Bisseck trägt bei Inter Mailand einen besonders appetitlichen Spitznamen: "Il Bisteccone" - zu Deutsch "das große Steak". Sogar auf den offiziellen Kanälen des Vereins wird dieser kernige Kosename verwendet - oft mit dem passenden Emoji.

In Italien ist es üblich, Spielern humorvolle Spitznamen zu geben, die sich auf auffällige Merkmale, Eigenheiten oder Eigenschaften beziehen. "Il Bisteccone" verweist einerseits auf Bissecks kraftvolle Präsenz auf dem Platz, andererseits schwingt eine liebevolle Anerkennung seiner kompromisslosen, "fleischigen" Zweikampfstärke mit.

Nicht zuletzt ist der Spitzname auch eine spielerische Abwandlung seines Nachnamens, der italienisch ausgesprochen an "Bistecca" (Steak) erinnert.

Yann Aurel Bisseck (links) im Dezember 2024 im Zweikampf mit Leverkusens Florian Wirtz.
Inter Mailands Yann Aurel Bisseck (links) im Dezember 2024 im Zweikampf mit Leverkusens Florian Wirtz (rechts). © IMAGO/Beautiful Sports/Axel Kohring

Im März gab der gebürtige Kölner sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft, wurde im wichtigen Viertelfinal-Rückspiel der Nations League gegen Italien (3:3) in der Schlussphase eingewechselt.

Als Nagelsmann den jungen Abwehrspieler wenige Wochen zuvor persönlich am Telefon ins DFB-Team einladen wollte, bekam Bisseck davon zunächst nichts mit.

"Ich hatte gerade Training, als der Bundestrainer versucht hatte, mich anzurufen. Als ich seinen Namen dann in der Kabine auf dem Display gelesen habe – das war ein krasser Moment", sagte Bisseck gegenüber "Sport1". Erst über eine Mailbox-Nachricht erfuhr er schließlich, "dass ich dabei bin."

Eigengewächs des 1. FC Köln debütiert mit 16 unter Peter Stöger

Die Berufung in die A-Nationalmannschaft war die Krönung einer teils steinigen Karriere. Dabei hatte Bissecks Profidasein als jüngster Bundesligaspieler des 1. FC Köln mit nur 16 Jahren vielversprechend begonnen. Damals, am 26. November 2017, brachte Trainer Peter Stöger das Kölner NLZ-Talent gegen Hertha von der Bank. Doch die Karriere des Überflieger-Teenies geriet schnell ins Stocken.

Leihstationen in der 2. Bundesliga bei Holstein Kiel, in der niederländischen Eredivisie bei Roda Kerkrade und in Portugals erster Liga bei Vitória Guimarães verliefen allesamt enttäuschend.

"Ich wollte immer Medizin studieren."

Yann Aurel Bisseck bei "Sky" über seinen Plan B

Der portugiesische Klub degradierte Bisseck im Frühjahr 2021 sogar in die zweite Mannschaft. Eine harte Zeit, in der Bisseck ans Karriereende dachte, wie er kürzlich bei "Sky" erzählte: "Ich hatte schon einen ausgeklügelten Plan. Der sah vor, mit einem Kumpel nach Berlin zu ziehen. Was zu studieren. Eine WG aufzumachen. Da habe ich mich schon gesehen." Einen alternativen Karriereweg hatte der Defensivspezialist schon auserkoren: "Ich wollte immer Medizin studieren."

Yann Aurel Bisseck erlebt seinen Karriere-Aufschwung erst beim vierten Leihklub

Es kam anders. Hauptgrund dafür, dass er sich seit diesem Tiefpunkt einen Namen als "großes Steak" und nicht als Mediziner gemacht hat, war Bissecks endgültiger Abschied im Sommer 2021 von seinem Heimatverein Köln.

Erst schloss er sich leihweise dem dänischen Erstligisten Aarhus GF an. Dort avancierte Bisseck schnell zum Stammspieler und besten Innenverteidiger der Superliga. Aarhus zog schließlich die Kaufoption und überwies eine Ablösesumme von rund 1,5 Millionen Euro nach Köln. Zwei Jahre später wurde er für über 7 Millionen Euro an den italienischen Spitzenklub Inter Mailand weiterverkauft.

Beim italienischen Meister musste sich Bisseck zunächst in einem hochkarätig besetzten Kader behaupten. Zu seinen Konkurrenten in der Innenverteidigung zählte unter anderem der französische Weltmeister von 2018, Benjamin Pavard, der zeitgleich zu Inter wechselte. In der laufenden Saison hat sich Bisseck jedoch zu einer festen Größe entwickelt und wird regelmäßig in der Dreierkette der "Nerazzurri" eingesetzt.

Wiedersehen mit Musiala und Adeyemi: Und DFB-Debüt in Mailand?

Seine italienische Defensivstärke soll Bisseck nun auch in München unter Beweis stellen - am besten zweimal binnen einer Woche. Denn auf das Champions-League-Finale am Samstag folgt am kommenden Mittwoch das Halbfinale der Nations League gegen Portugal, für das Nagelsmann den Legionär wieder nominiert hat.

Bisseck (links) klatscht sich vor seiner Einwechslung mit DFB-Kollege Musiala ab.
Yann Aurel Bisseck (links) klatscht sich vor seiner Einwechslung mit DFB-Kollege Jamal Musiala ab. © ActionPictures/IMAGO

Wenn Inter Mailand am Samstagabend gegen Paris Saint-Germain um die europäische Krone spielt, ist Yann Aurel Bisseck als einziger Deutscher dabei in der Münchner Allianz Arena.

Für Bisseck eine besondere Konstellation. Denn sein Spitzname "Il Bisteccone" bezieht sich wohl nicht nur auf seine körperliche Präsenz. Sondern angesichts seines steinigen Wegs nach oben auch auf seine Fähigkeit, sich durchzubeißen.

Verwendete Quellen: