Die erste Niederlage gegen Portugal seit 25 Jahren legt die Schwächen im DFB-Team schonungslos offen. Die Fehlerliste umfasst vier Punkte.
Vielleicht kam der Dämpfer zur richtigen Zeit. Vielleicht haben wir zu schnell nach der emotionalen Heim-EM gedacht: Jetzt geht alles wie von selbst! Wir haben ja auch tolle Länderspiele erlebt, den erstmaligen Einzug ins Halbfinale der Nations League, die neue Stadioneuphorie bei der Nationalmannschaft.
Aber nach dem 1:2 am Mittwochabend gegen Portugal müssen wir ernüchtert feststellen: In dieser Verfassung ist die deutsche Nationalmannschaft 2026 kein WM-Favorit. Und erst recht nicht, wenn Bundestrainer
Angeführt vom 40-jährigen Cristiano Ronaldo zeigte Portugal auf, woran es seiner deutschen Mannschaft mangelt: Cleverness im Stellungsspiel, Durchsetzungsvermögen in der Abwehr, Präzision im Aufbauspiel, Kaltschnäuzigkeit beim Torabschluss. Solche Schwächen hatte man beim DFB-Team lange nicht mehr gesehen.
Die Niederlage in der Münchner Allianz-Arena kann ein Unfall gewesen sein. Zu vielen Nationalspielern war anzumerken, dass sie eine lange Saison in den Beinen hatten. Aber das hatten die Portugiesen auch. Wir dürfen uns da nichts schönreden: Der Gegner war besser. Neun Torchancen in 90 Spielminuten sind zu wenig.
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Und vermutlich steckt genau dort das Tröstende in der überraschenden Pleite: Wir wissen jetzt, dass in den kommenden zwölf Monaten bis zur Nordamerika-WM eine Menge Arbeit wartet. Der Erkenntnisgewinn bei der Heimniederlage war jedenfalls enorm.
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Müssen wir deshalb Trübsal blasen? Ganz sicher nicht. Denn Bundestrainer Julian Nagelsmann wird in seiner Diagnose zu keinem anderen Ergebnis kommen und die Dinge ansprechen. Seine Nationalspieler werden ihm hoffentlich genau zuhören.
Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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