Tennis-Superstar Novak Djokovic ist als Initiator der Adria-Tour in die Kritik geraten. Bei dem Showturnier in Serbien wurde die Coronakrise fast vollständig ignoriert. Social-Distancing-Regeln wurden weder von Spielern noch von den meisten Zuschauern praktiziert. Es ist nicht das erste Mal, dass der Djoker in der Coronakrise in die Kritik gerät.

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Auf den erste Blick wirkt Tennis wie die perfekte Corona-Sportart. Die Sportler halten während des Spiels sehr ordentlich Abstand voneinander, und auch Geisterturniere ohne Zuschauer sollten eigentlich realisierbar sein. Dennoch dürfte jedem Virologen beim Anblick der ersten Tennisveranstaltung seit Beginn der Coronakrise ordentlich das Herz in die Hose rutschen.

Novak Djokovic hatte in seiner Heimat Serbien am Wochenende ein Showturnier zu karitativen Zwecken mit anderen Tennisgrößen wie Alexander Zverev und Dominic Thiem ausgetragen.

Und weil das Land inzwischen wieder Sportveranstaltungen mit Zuschauern erlaubt, fanden sich auch gleich 4.000 davon bei der Adria-Tour ein. Dass zwischen den Leuten eigentlich ein Abstand von einem Meter eingehalten werden muss, davon war allerdings nichts zu sehen. Auch Mundschutz oder andere Hygienemaßnahmen suchte man vergeblich.

Stattdessen umarmten sich Zverev und Djokovic am Netz, der Deutsche verteilte gebrauchte Handtücher an die Zuschauer.

Djokovic wehrt sich gegen Kritik

Schon vor Beginn des Turniers hatte sich Initiator Djokovic gegen Kritik gewehrt: "Man kann uns kritisieren und sagen, dass das vielleicht gefährlich ist", sagte Djokovic: "Aber es liegt nicht an mir, eine Entscheidung darüber zu treffen, was für die Gesundheit richtig oder falsch ist." Man halte sich an die Vorgaben der Regierung, behauptete er, auch wenn davon auf den Bildern vom Turnier nicht viel zu sehen war.

Serbien ist in der Coronakrise nicht so stark betroffen wie andere Länder, dennoch weisen die Zahlen nicht zwingend darauf hin, dass das Land schon über dem Berg ist. Seit Anfang Juni nimmt die Zahl der Neuinfektionen wieder leicht zu. Dennoch hat Serbien kaum mehr Sicherheitsmaßnahmen verhängt.

Djokovics Gäste jedenfalls hielten sich kaum zurück mit Begeisterung über die gut gefüllten Zuschauerränge. "Ein voller Center Court ist ein Traum für jeden Spieler", erklärte beispielsweise Thiem. Und auch Zverev war angetan: "Das bedeutet mir viel. Als wir die Tour gestartet haben, wussten wir nicht, ob wir Zuschauer haben dürfen, jetzt dürfen wir", sagte der 23-Jährige.

Social Distancing - was ist das?

Social Distancing scheint für die Tennisstars nur noch ein Relikt einer - aus ihrer Sicht scheinbar längst überwundenen - Krise zu sein. Bei Instagram zeigten sich Thiem, Zverev und Djokovic dann nämlich auch noch einmal Arm in Arm.

Dirk Hordoff, Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) hielt bei solchen Bildern nicht mit Kritik hinterm Berg. "Man muss eine gewisse Verantwortung zeigen, was man in Zeiten einer Pandemie nach außen transportiert", sagte Hordorff dem Sport-Informationsdienst (SID): "Wenn man sich in den USA zur gleichen Zeit noch Sorgen um die Sicherheit der Menschen macht, ist es vielleicht nicht das richtige Zeichen."

Auch der bekannte US-Tennisreporter Nick McCarvel äußerte sich angesichts der Adria-Tour-Impressionen verärgert. Die Bilder seien schockierend, twitterte er. "Spieler rufen nach Sicherheitsvorkehrungen bei den US-Open und überlegen vielleicht nicht anzutreten, haben aber kein Problem mit vollen Stadien, einen überladenen Kindertag auf engem Raum, Umarmungen, teilen sich ein Mikro und schießen Selfies. Ich kann nicht glauben, was ich sehe."

Djokovic spricht sich gegen Impfungen aus

Es ist nicht das erste Mal, dass Djokovic in der Coronakrise in die Kritik gerät. In einem Live-Chat bei Facebook hatte sich der Tennisstar gegen Impfungen ausgesprochen. Sollte ein Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden werden, wolle er sich nicht impfen lassen, hatte der Serbe erklärt.

Zudem hatte Djokovic Pläne kritisiert, wonach Spieler bei den US-Open in einem Flughafenhotel untergebracht werden und nur mit einem kleinen Betreuerstab anreisen sollen. Nur ein Betreuer sei für ihn unmöglich, hatte der Djoker kritisiert.

Er halte es für "unmöglich", sollten Profis nur eine Person mit auf die Anlage nehmen dürfen. "Man braucht einen Trainer, einen Fitnesstrainer und einen Physiotherapeuten", so der 33-Jährige im Interview mit dem serbischen Sender Prva TV. Die geplanten Hygienemaßnahmen empfinde er als "extrem".

Am Montag soll entschieden werden, ob die US-Open am 31. August in New York unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen ausgetragen werden können.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • "Bluewin.ch": "Party time" mit Novak Djokovic - ist die Kritik gerechtfertigt?
  • "FAZ.de": Warum Tennis-Star Novak Djokovic in der Kritik steht
  • Twitter-Profil von Nick McCarvel
  • Instagram-Profil von Novak Djokovic
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