Alina Dalaslan ist der Shooting-Star der deutschen Mixed-Martial-Arts-Szene. Für ihren zweiten Kampf hat sie sich mit Regina Halmich eine prominente Mentorin ins Team geholt. Was kann die ehemalige Box-Weltmeisterin der 24-Jährigen mit auf den Weg geben?
Nein, nervös wirkt Alina Dalaslan vor dem wohl größten Kampf ihres Lebens nicht wirklich. Beim OKTAGON 72 (am Samstag ab 17 Uhr live auf RTL+) kann die MMA-Kämpferin endgültig beweisen, dass sie auch für die große Bühne gemacht ist. MMA, das ist der Sport, der in Deutschland immer mehr jüngere Leute vor den Fernseher und in die Arenen zieht. Und Dalaslan könnte der erste weibliche MMA-Star aus Deutschland werden.
Bei ihrem zweiten Kampf unterstützt sie dabei
Frau Halmich, wenn Sie Ihre Karriere nochmal starten könnten, würden Sie heute eher MMA-Kämpferin werden?
Regina Halmich: Das wäre nicht auszuschließen. Die Sache ist: Als ich Anfang der 90er Jahre angefangen habe, konnte man mit Kick- oder Thaiboxen gar kein Geld verdienen, bei meinen ersten Kämpfen habe ich sogar noch eine Startgebühr bezahlt. Das Boxen war im Gegensatz dazu im Kommen und mein Talent lag auch mehr in den Fäusten. Als wir dann mitbekommen haben, dass in Amerika auch Frauen als Profis boxen, hat mein Entdecker den Kontakt dahin aufgenommen – Amateurboxen war in Deutschland für Frauen damals noch verboten. Und so haben wir uns dem Weltverband in Amerika angeschlossen und das Frauen-Profiboxen nach Deutschland geholt.
Wenn man sich die Zuschauerzahlen in den Arenen anguckt, ist Mixed-Martial-Arts auf einem guten Weg, das neue Boxen zu werden.
Halmich: Im Moment ist das so, das kann man gar nicht leugnen. In den 90ern und 2000ern war Boxen die absolute Nummer eins in Deutschland, auch weil wir große Namen hatten. RTL, die ARD, das ZDF, alle haben Kämpfe übertragen, man konnte sich fast jedes Wochenende einen im Fernsehen angucken. Mit dem Weggang der TV-Sender ist das Boxen in Deutschland leider wieder in der Versenkung verschwunden. Man sieht es ja: Auch RTL+ hat sich für MMA entschieden, nicht für das Boxen.
Schwingt da bei Ihnen auch ein bisschen Wehmut mit?
Halmich: Ein bisschen Wehmut ist schon mit dabei. Auf der anderen Seite muss es vielleicht einfach mal so sein. Ich glaube trotzdem, dass sich das Boxen in Deutschland irgendwann wieder etablieren wird.
Für Dalaslan ist MMA nicht nur rohe Gewalt
Frau Dalaslan, MMA wurde von den Medien lange Zeit gemieden, TV-Übertragungen waren zeitweise sogar verboten. Warum löst der Sport mittlerweile trotzdem eine so große Faszination aus?
Dalaslan: Ich glaube, dass das stark mit OKTAGON MMA (MMA-Organisation in Europa, Anm. d. Red.) zusammenhängt, die den Sport hierzulande auf die Karte gesetzt hat. Die können ihre Athleten einfach richtig gut vermarkten. Und wenn man sich mehr mit dem Sport befasst, sieht man, dass es nicht einfach nur rohe Gewalt ist, sondern ein sehr technischer und auch taktischer Sport dahintersteht. Ich kannte MMA auch lange nicht – als ich mit dem Kickboxen begonnen habe, war mir das noch kein Begriff, obwohl ich aktiv Kampfsport ausgeübt habe. Die Aufmerksamkeit in Deutschland und allgemein in Europa hat damals noch ein bisschen gefehlt. Aber der Sport ist krass gewachsen und wird es noch mehr.
Halmich: Um 2000 herum war MMA auch noch verpönt als rohe Gewalt. Mein Vater hat sich als Rettungssanitäter mal einen MMA-Kampf angeguckt und war schockiert. Ich kann auch ein Stück weit nachvollziehen, dass der Sport nichts für jeden ist. Aber er hat trotzdem eine Daseinsberechtigung. Und aus der Sicht einer Kampfsportlerin sehe ich, was die Kämpfer alles leisten: MMA-Kämpfer sind die perfekten Athleten, die den Bodenkampf, das Kicken und Boxen beherrschen müssen – und einen guten "Fight-IQ" brauchen, um das alles zu verbinden. Aber für einen Laien mag das mitunter auch brutal aussehen, weil der Kampf eben auch am Boden weitergeht. Ich sage auch ganz klar: Das ist eine Sportart für Erwachsene und nichts für Kinder.
Alina Dalaslan
- Angefangen hat die 24-jährige Alina Dalaslan eigentlich mit Kunstturnen - und auch sonst erfüllt die studierte Buchhalterin nicht die typischen Kampfsportler-Klischees. Um ihren kleineren Bruder zu begleiten, kam sie als Teenagerin zum Kickboxen, so richtig startete sie aber erst mit ihrem Wechsel zum MMA im Jahr 2023 durch. Seitdem ist Dalaslan nach wie vor unbesiegt, im Amateurbereich darf sie sich bereits Weltmeisterin nennen. Die Illertissenerin hat das Zeug dazu, die erste große MMA-Kämpferin aus Deutschland zu werden.
Was haben Sie sich jeweils gedacht, als Sie zum ersten Mal einen MMA-Kampf gesehen haben?
Halmich: Ich kenne MMA durch die UFC (MMA-Veranstalter in den USA, Anm. d. Red.) schon ein bisschen länger und habe mir verschiedene Kämpfe auf YouTube angeguckt. Auch so manche Boxerin hat später MMA gemacht, beispielsweise Holly Holm, mit der ich zusammen in die Hall of Fame aufgenommen wurde. Das hat mich interessiert, ich habe es dann geguckt und fand es wahnsinnig spannend. Es ist eine Sportart, bei der die K.o.-Quote auch sehr hoch ist, was die Zuschauer natürlich fasziniert.
Dalaslan: Klar, ich kannte MMA zuerst auch durch die UFC – mit meinem kleinen Bruder habe ich das hin und wieder auch mal auf der Playstation gespielt. Ich kenne MMA also auch schon länger, aber dass ich selbst mal aktiv bin, kam mir damals eigentlich nicht so in den Sinn.
Dalaslan: "Der Wechsel zum MMA war eher Zufall"
Sie sind erst seit zwei Jahren dabei – haben Sie vor Ihrem Wechsel zum MMA gehadert?
Dalaslan: Bei mir war es ähnlich wie bei Regina, dass wir gemerkt haben: Im Kickboxen ist nicht wirklich Geld zu verdienen. Ich habe Kampfsport sowieso eher als Hobby ausgeübt und hatte nie das Ziel, Profi zu werden. Der Wechsel zum MMA war eher Zufall. Beim Boxen hatte ich eine Phase, in der es sich so angefühlt hat, als würde ich trotz intensiven Trainings nicht mehr richtig vorankommen. Nicht, weil ich an meine Grenzen gestoßen bin, sondern weil mein Kopf einfach mal eine Pause brauchte, um wieder aufnahmefähig zu sein. Mein Trainer meinte, ich solle mir eine kurze Auszeit gönnen, um wieder "frisch" zu sein. Er hat mir geraten mal in eine andere Disziplin reinzuschnuppern. Und weil die Ringer gerade neben uns auf der Matte trainierten, dachte ich mir: Warum nicht? Durch meine Erfahrungen im Kunstturnen als Kind lag mir das Ringen auch direkt sehr gut und ich hatte Spaß daran. Und weil ich dadurch langsam mit dem Ringen und Bodenkampf angefangen habe und den Stand-Up-Fight sowieso schon konnte, dachte ich mir, ich könnte das alles doch vereinigen und MMA versuchen.
Jetzt sind Sie Profi, weiterhin ungeschlagen und kämpfen am Wochenende vor knapp 30.000 Zuschauern in Prag. Wie funktioniert so etwas?
Dalaslan: Einerseits ist es wie ein Fiebertraum, andererseits auch einfach das Ergebnis aus jahrelanger harter Arbeit. MMA betreibe ich zwar seit zwei Jahren, aber das Kickboxen schon ein bisschen länger. Für viele wirkt es vielleicht, als hätte ich ganz plötzlich viel Erfolg. Aber davor war ich einfach nur nicht in der Öffentlichkeit – ich habe trotzdem jeden Tag hart gearbeitet. Die Leute sehen eben nicht, was dahintersteckt, sie sehen nur die Ergebnisse. Für mich ist es so: Ich kann nach jahrelangem Training jetzt die Lorbeeren ernten, aber trotzdem muss die harte Arbeit weiter gehen. Das ganze Drumherum ist schön, aber mein Fokus bleibt weiter, die Kämpfe zu gewinnen. Ich glaube auch, dass ich mich nochmal verbessert habe und in meinem zweiten Profikampf noch ein bisschen mehr zeigen und ihn hoffentlich vorzeitig beenden kann. Ich meine, ich mache erst seit zwei Jahren MMA – da kann man noch sehr viel lernen.
Halmich: Es macht vor allen Dingen mehr Spaß, wenn du weißt: Du hast jetzt endlich auch die Aufmerksamkeit, die Arbeit zahlt sich aus. Das motiviert dich nochmal zusätzlich. Insofern kann man wirklich sagen: Du lebst jetzt deinen Traum.
Woher Alina Dalaslan Regina Halmich kennt
Sie sind 24 Jahre alt – was hat Ihnen der Name Regina Halmich gesagt, bevor Sie sich kennengelernt haben?
Halmich: Wahrscheinlich gar nichts, oder? (lacht)
Dalaslan: Doch, ich kannte dich auf jeden Fall! Natürlich weniger dadurch, dass ich damals deine Kämpfe geschaut habe, dafür war ich echt noch zu jung. Aber später dann, vor allem die Kämpfe gegen
Halmich: Wir sind natürlich verschiedene Generationen. Aber letzten Endes ist es nicht so unterschiedlich, weil ich weiß, welchen Weg sie jetzt geht und wie schön es auch in diesem Alter ist. Ich fiebere da auch mit, weil ich selbst mal vor 25.000 Zuschauern gekämpft habe und genau weiß, dass man dann dieses Adrenalin hat.
Regina Halmich
- Die 1978 geborene Karlsruherin kann man getrost als eine der einflussreichsten Sportlerinnen Deutschlands bezeichnen. Von 1995 bis 2007 war Halmich ungeschlagene Weltmeisterin der WIBF, im deutschen Boxsport war ihr Name spätestens zur Jahrtausendwende bekannter als der vieler ihrer männlicher Kollegen. Dafür sorgten auch Showkämpfe gegen Moderator Stefan Raab, zuletzt zu dessen Comeback im September 2024.
Sie sind beide als Frauen in einer vermeintlichen Männerdomäne erfolgreich. Hat man dadurch gleich einen gemeinsamen Nenner?
Halmich: Absolut, Alina ist im MMA in Deutschland eine der Pionierinnen, das muss man sagen. Ich kenne in Deutschland sonst nicht viele Frauen, die Mixed Martial Arts machen.
Dalaslan: Es gibt mit Katharina Dalisda aus Frankfurt noch eine Kämpferin, die ich persönlich kenne, aber ansonsten ist das echt rar in Deutschland – gerade im Profibereich. Immerhin starten einzelne Amateure jetzt langsam durch, weil der Sport mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich sehe es auch bei uns im Gym - mein Coach Peter hat mir gesagt, dass sich die Frauenkurse bei uns immer mehr füllen, seit ich da bin. Die müssen jetzt auch erst einmal trainieren, bis sie dann wirklich Wettkämpfe machen können und den Schritt zum Profi machen können. Aber ich denke, das wird in Zukunft auf jeden Fall mehr werden.
Halmich: Im Prinzip kann man sagen: Dass was sie erlebt, ist eins zu eins das Gleiche, was ich im Boxen erlebt habe – nur eben im MMA.
Sie können ihre Situation also gut nachvollziehen?
Halmich: Total! Bei mir war es genau das gleiche, als ich angefangen habe. Auf einmal kamen mehr Boxerinnen ins Gym und haben angefangen zu trainieren. Man braucht eben immer Vorbilder. Mit Sicherheit gab es auch schon vor ein paar Jahren wahrscheinlich MMA-Kämpferinnen, aber die standen eben noch nicht so im Fokus wie sie jetzt. Und durch den Fernsehvertrag zwischen OKTAGON MMA und RTL+ gibt es noch eine ganz andere Reichweite in den Medien. Das würden sich die Boxer wünschen, aber jetzt hat das MMA diese Chance und nutzt sie sehr gut. Wie Alina auch gesagt hat, durch die Vermarktung, die heute so wichtig ist. Es nützt nichts mehr, wenn du eine gute Kämpferin bist. Du musst auch ein Charakter sein.
Dalaslan: Die Leute interessieren sich für deine Persönlichkeit, nicht nur für den Kämpfer. Das ganze Drumherum spielt eine große Rolle. Es ist heute wichtiger, dass man präsent ist und mit den Fans interagiert, dass sie dich auch fernab der Kämpfe sehen. Ich meine, wie oft kämpft man pro Jahr? Vielleicht drei oder vier Mal. Es gibt aber noch viele andere Wochen und Monate, in denen du dich zeigen musst.
Was Dalaslan von Halmich mitnehmen kann
Sie sind Sportlerinnen aus verschiedenen Disziplinen und Generationen. Was können Sie trotzdem voneinander lernen?
Halmich: Was heißt lernen? Ich glaube, was uns verbindet, ist die Disziplin, die man im Kampfsport über Wochen, Monate, sogar Jahre mitbringen muss. Ich würde deshalb gar nicht von etwas lernen sprechen. Natürlich bin ich älter, habe 56 Profikämpfe absolviert. Da kann ich ihr natürlich noch das eine oder andere erzählen. Aber letzten Endes ist es ein Austausch verschiedener Sportarten, die zwar ähnlich sind, aber trotzdem unterschiedlich.
Dalaslan: Ich kann da nur zustimmen. Ich komme wie gesagt vom Kickboxen, habe auch ein bisschen Boxen gemacht. Deswegen ist vieles sehr ähnlich, worüber wir uns schon ausgetauscht haben. Und natürlich sie hat viel mehr Erfahrung als ich, ich mache gerade erst meinen zweiten Profikampf. Aber jeder macht auch ein bisschen seine eigenen Erfahrungen. Trotzdem ist es immer hilfreich, Tipps und Erfahrungswerte von anderen erfolgreichen Kämpfern zu bekommen. Ich sehe Regina auch als meine Mentorin, als ein Mitglied des Teams. Und da ist natürlich jeder Tipp Gold wert und wird mich in jedem Fall weiterbringen.
Halmich: So habe ich das auch gemacht im Laufe meiner Karriere: Ich habe mir von jedem gerne Tipps geholt und mir dann das Beste davon herausgepickt. Und heute gebe ich aktiven Sportlerinnen Ratschläge, gerade wenn es um Verhandlungen oder Sponsoren- und Kampfverträge geht, wo ich schon fast alles erlebt habe. Das mache ich auch gerne. Es ist wichtig, dass bei den wenigen Frauen in unserem Sport ein gewisser Zusammenhalt herrscht. Bei uns war es damals ganz schlimm: Jede Kämpferin hat ihr eigenes Süppchen gekocht, es war viel mehr Konkurrenz, obwohl man nicht einmal in derselben Gewichtsklasse war. Ich hätte mir damals gewünscht, mir auch mal Rat von einer Frau holen zu können. Aber da war niemand, es gab nur Männer.
Wie gehen Sie heute damit um, dass es relativ wenige Frauen im MMA gibt?
Dalaslan: Ich finde es unglaublich schade. Klar funktioniert das Training auch mit den Männern und macht Spaß. Es gibt ja auch Männer in meiner Gewichtsklasse. Aber beispielsweise im Bodenkampf gibt es trotzdem nochmal einen Kraftunterschied. Deswegen finde ich es toll, dass jetzt generell mehr Frauen im Kampfsport sind. Ich spüre auch heute noch die Konkurrenz untereinander, dass jeder ein bisschen für sich selbst ist. Gefühlt ist das immer noch so. Mit ein paar Mädels verstehe ich mich, mit denen treffe ich mich auch regelmäßig zum Sparring. Aber es gibt glaube ich viel mehr, die gegen dich sind. Es ist eben ein typischer Einzelsport.
Halmich: Ja, wir sind wirklich Einzelkämpfer, das ist einfach so. Meine Freunde im Sport waren auch alles Männer.
Mixed-Martial-Arts (MMA)
- Ursprünglich entstanden aus der Frage, welche Disziplin die wirksamste ist, sind die Mixed Martial Arts (zu deutsch: Gemischte Kampfkünste) eine Kombination vieler verschiedener Kampfsportarten. Kritisiert wird der Sport noch immer für seine brutale Gangart, weshalb TV-Übertragungen in Deutschland bis 2015 verboten waren und in einigen US-Bundesstaaten gar nicht gekämpft werden durfte. Und trotzdem boomt MMA weiter und füllt mittlerweile auch in Deutschland Stadien. Als einer der großen Veranstalter in Europa fungiert dabei Oktagon MMA, während in den USA die UFC dominiert.
Woran liegt denn der Frauenmangel – daran, dass sich weniger dafür interessieren oder es der Sport einem schwer macht?
Halmich: Bei MMA schreckt viele Frauen wahrscheinlich die Härte ab. Und natürlich, dass du erst mal gar nichts verdienst, du machst es quasi als Hobby. Ich kann mir vorstellen, dass einige Eltern ihren Töchtern da sagen: Mach das mal lieber nicht. Oder was meinst du, Alina?
Dalaslan: Meine Eltern fragen mich auch regelmäßig, ob ich nicht was anderes machen will (lacht). Sie unterstützen mich schon und finden MMA an sich auch cool. Aber wenige Eltern finden es am Anfang wahrscheinlich super, wenn ihr Kind, egal ob Junge oder Mädchen, in den Cage steigt. Und viele trauen sich auch einfach nicht. Ich habe enge Freundinnen, die auch gerne Kampfsport machen würden, aber nicht ins Gym kommen – weil dort nur Männer sind, weil sie nicht so viel Kraft haben oder sich blamieren könnten. Die Überwindung ist eigentlich das Schwierigste. Wenn du erst einmal mittrainiert hast – und mich hat jeder bisher herzlich aufgenommen – dann wird es leichter.
Halmich: Und deshalb braucht es Vorbilder wie dich, das ist ganz entscheidend. Mir war damals nicht bewusst, was ich für eine Vorbildrolle ich eingenommen habe. Erst mit den Jahren habe ich zum Beispiel durch Fanpost mitbekommen, für wie viele Mädchen ich ein Vorbild bin. Und genau das wirst du jetzt vielleicht für deine Fans sein.
Ist diese Vorbildrolle etwas, über das Sie sich Gedanken machen?
Dalaslan: Auf jeden Fall. Ich bekomme jetzt schon täglich Nachrichten von kleinen Mädels, die auch dank mir mit Kampfsport angefangen haben. Die mir erzählen: "Jetzt habe ich mich getraut und habe bald meinen ersten Amateurkampf." Ich lese jede von diesen Nachrichten gerne und es ist nochmal Motivation für mich, wenn ich so viele andere Menschen motivieren kann. Ich sehe mich selbst aber noch gar nicht als Celebrity, ich habe gerade meinen ersten Profikampf hinter mir. Aber das bringt die ganze Vermarktung drumherum eben mit sich. Ich versuche, meine Reichweite positiv zu nutzen und eben genau diesen Mädchen die Kraft und die Inspiration zu geben, mit Kampfsport anzufangen. Und ja, da habe ich schon viel positive Rückmeldungen und wirklich süße Nachrichten bekommen.
Halmich: "Alina bringt schon mal gutes Rüstzeug mit"
Was macht Alina Dalaslan anders – vielleicht sogar besser – als Regina Halmich in ihrer Anfangszeit?
Halmich: Dazu kenne ich sie noch zu wenig. Mein Eindruck ist, dass sie schon wirklich sehr selbstbewusst mit allem umgeht, das ist ein großer Vorteil. Ich musste da erst ein bisschen reinwachsen. Aber letzten Endes schreibt jeder seine eigene Geschichte. Alina bringt schon mal gutes Rüstzeug mit: Sie ist selbstbewusst, trainingsfleißig und diszipliniert. Die Frage ist, was passiert, wenn es mal einen Rückschlag gibt. Ob jemand die Größe hat, daraus zu wachsen und aus seinen Fehlern zu lernen, muss man erst sehen. Ich wünsche ihr, dass sie das nie erlebt. Aber mit Sicherheit wird es noch Kämpfe geben, die schwierig und unbequem sind und bei denen man viel mentale Stärke mitbringen muss.
Bis zum Kampf ist es nicht mehr lange – wie viel kann man in der Vorbereitung jetzt noch machen?
Dalaslan: Das Haupttraining ist jetzt ehrlich gesagt abgeschlossen. In der "Fight Week" guckt man eher, dass langsam das Gewicht stimmt. Ich fahre auch ein bisschen mit dem Training herunter, damit ich am Kampftag voller Energie bin und mein Bestes geben kann. Dann geht es noch in die mentale Vorbereitung. Ich persönlich gehe auch die Abläufe nochmal ganz technisch durch. Manche würden sich noch mehr ausruhen, aber ich bin eine Person, die dieses Training braucht und mache tendenziell eher noch ein bisschen mehr.
Halmich: Ich muss mich nicht auf den Kampf vorbereiten, aber ich fühle einfach mit. Ich habe Alina kennen und schätzen gelernt und möchte jetzt auch dabei sein und die Atmosphäre und das ganze Drumherum aufsaugen – ich bin sozusagen der Fan am Cage. In den Kampf geht man immer mit der Einstellung, dass man die Beste ist, so bin ich auch reingegangen. Wenn es dann mal nicht der Fall ist, kann ich mir auch danach noch Gedanken darüber machen. Wer zweifelt, der verliert. Und das darf man in unserem Job einfach nicht.