Borussia Dortmund spielt gegen Wolfsburg "wie beim Trainingsauftakt im Sommer", die Bayern können endlich wieder Dusel und wir wünschen uns mehr "Gurkenspiele" am Samstagabend. Unsere (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des 21. Bundesliga-Spieltags.

Fabian Teichmann
Eine Glosse

1. Lehre: Doppelter Spaß beim "Gurkenspiel"

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Seien Sie mal ehrlich! Bevor sich der geneigte Bundesliga-Fan am Samstagnachmittag sein Bierchen aufmacht und in Richtung Couch zum gepflegten Konferenz-Genuss begibt, hat er immer mindestens ein Spiel im Kopf, auf das er in diesem Sendeformat getrost verzichten könnte. Stimmt doch, oder?

Auch vergangenen Samstag ging um 15:30 Uhr mal wieder ein echter Kracher über die Bühne. Ohne Fans von Eintracht oder "Schanzern" zu nahe treten zu wollen - der Großteil Fußball-Deutschlands wird sich wohl gedacht haben: Frankfurt gegen Ingolstadt ... huiuiui, gar nicht mal so sexy.

Und was kommt dabei raus? Wie so oft lag der Großteil Fußball-Deutschlands komplett daneben, weil in der Commerzbank-Arena mal so richtig der Punk abging. In Frankfurt gab's vergangenes Wochenende alles mal Zwei. Elfmeter? 2! Platzverweise? 2! Tore? 2!

Für das absolute Highlight sorgte aber der "doppelte Makoto Hasebe". Der maximal kläglich verschossene Strafstoß des Eintracht-Spielers inklusive seines Latten-Knallers aufs leere Tor im Nachsetzen war an Unterhaltungswert kaum zu überbieten. Was wünscht man sich als Fan dieses Sports (sofern man es nicht mit den Frankfurtern hält) mehr?

Wie wäre es mal damit: Topspiel-Verbot für die vermeintlichen Bundesliga-Granden aus München, Dortmund, Gelsenkirchen und Co.! Damit auch "Gurkenspiele" wie Frankfurt gegen Ingolstadt mal von jedem über 90 Minuten bestaunt werden können. Wobei, die DFL scheint angesichts des letzten Samstagabend-Gipfels zwischen Hamburg und Freiburg ja ohnehin schon an der Umsetzung dieser Idee zu arbeiten.

2. Lehre: Nur einer macht die ganz krassen Tore

Was haben wir in den vergangenen beiden Wochen nicht alles über dieses vermaledeite 50.000 Tor der Bundesliga-Geschichte lesen müssen. Wann fällt es endlich - noch am 20. oder am 21. Spieltag? Und vor allem: Welcher Spieler wird in welchem Spiel die ach so bahnbrechende Marke durchbrechen?

Die gute Nachricht zuerst: Bayer Leverkusens Karim Bellarabi hat am Freitagabend beim FC Augsburg dafür gesorgt, dass man sich mit diesen Fragen (zumindest bis zum 55.000 Tor) nicht mehr auseinandersetzen muss. Der deutsche Nationalspieler traf zum 1:0 für Bayer und trug sich so in die Geschichtsbücher ein.

Was er sich davon kaufen kann? Vermutlich gar nichts. Denn sofern er sich eine ordentliche Torprämie in den Vertrag hat schreiben lassen, hätte er sich über das 50.001. Tor wahrscheinlich genauso gefreut. Eines ist aber doch auffällig: Dieser Bellarabi hat ein echtes Händchen für besondere Momente.

Am 23. August 2014 hatte der Deutsch-Marokkaner schon einmal eine historische Bude gemacht. Nach nur neun Sekunden gelang ihm gegen Borussia Dortmund der bis heute schnellste Treffer in einer Bundesliga-Partie. Vielleicht sollte der 26-Jährige bei seiner nächsten Vertragsverhandlung auf eine Spezial-Tor-Prämie pochen. Bei ihm könnte sich die lohnen.

3. Lehre: Zum Glück ist Pep Guardiola weg

Die vergangenen drei Spielzeiten waren so hart für all die Bayern-Hasser in der Republik. Mit Pep Guardiola als Trainer fegten die Bayern Jahr für Jahr durch die Liga und wurden einmal mit 19 und zweimal mit zehn Punkten Vorsprung Meister. Das schlimmste daran? Sie hatten es weitestgehend nicht mal mehr nötig, sich auf ihren legendären Bayern-Dusel zu verlassen.

Die frohe Kunde durfte am Samstag nach gespielten 95 Minuten und 59 Sekunden im Berliner Olympiastadion verkündet werden: Mit Robert Lewandowskis Last-Second-Treffer gegen die Hertha war der Bayern-Dusel wieder da und alle, die es nicht mit dem Rekordmeister halten, können sich endlich wieder grün und blau über Ungerechtigkeiten, die zugunsten des FCB geschehen, ärgern.

Für die FCB-Fans war es herrlich, fast alles wie früher: Die Bayern spielten ganz okay, aber keineswegs deutlich besser als die Berliner. Dann gab der Schiedsrichter fünf Minuten Nachspielzeit - aus irgendwelchen Gründen. Und als diese schon mehr als abgelaufen waren, durften die Münchner auch noch einen Freistoß ausführen und sich irgendwie aus der eigentlich schon sicheren Niederlage winden. Heidewitzka, war das ätzend - für alle anderen Fans.

Doch die Rückkehr des Bayern-Dusels hat auch etwas gutes: Als er zum letzten Mal an der Macht war, geschahen Dinge, die sich heute kaum noch jemand vorstellen kann: Da wurden Mannschaften wie Dortmund, Wolfsburg oder Stuttgart Deutsche Fußballmeister! An alle Nicht-Bayern-Fans: Sehen Sie es als Hoffnungsschimmer, dass solche Zeiten vielleicht bald schon wieder kommen und die düstere Ära Guardiola endgültig vergessen sein wird.

Und apropos düster: Was wären die Lehren des Spieltags ohne DEN Aufreger des Wochenendes? Hatte dieser Carlo Ancelotti es doch tatsächlich gewagt, einem Hertha-Anhänger, der ihn zuvor angespuckt hatte, den Mittelfinger zu zeigen. Um Himmels Willen! Skandal! Er hat doch Vorbildfunktion! Das muss bestraft werden!

NEIN, bitte nicht, lieber DFB! Wir halten es da ganz mit dem Eurosport-Kollegen Florian Bogner, der bei Twitter folgendes postete, und damit einfach nur recht hat:

4. Lehre: Fußball ohne Fans ist kein Fußball

Ein Trauerspiel: Der Dortmunder Fußball-Tempel wurde gegen Wolfsburg seines Herzstückes beraubt. Nicht ein Fan durfte auf die Südtribüne, die gelbe Wand musste wegen der Vorfälle während des Leipzig-Spiels eine unfreiwillige Pause einlegen. Die Frage war nun, ob sich das für Wolfsburg zu einem Vorteil entwickeln würde.

Komplett leere Tribünen und kaum Stimmung - eigentlich hätte sich der VfL am Samstag im Signal-Iduna-Park geradezu heimisch fühlen müssen. Auch Marcel Schmelzer gab nach dem Spiel im Interview mit Sky zu, dass es sich ein bisschen so angefühlt habe "wie beim Trainingsauftakt im Sommer".

Doch hatte er damit die Stimmung oder das Spiel selbst gemeint? Schwer zu beantworten, denn viel mehr als ein besserer Sparringspartner waren die schauerlich schwachen Wölfe auf keinen Fall und so siegte der BVB am Ende souverän und hochverdient mit 3:0.

Die Geschichte dieses Spiels war aber natürlich nicht das Ergebnis, sondern die Verbannung der Dortmunder Anhänger. Selbst bis nach Schottland hatte es die Welle der Entrüstung über die Kollektivstrafe geschafft. Fans von Celtic Glasgow zeigten sich anhand eines Spruchbandes solidarisch mit den Borussen und kritisierten die Art der Bestrafung:

Letztlich traf der ehemalige Dortmunder und jetzige Wolfsburger Jakub "Kuba" Błaszczykowski den Nagel auf den Kopf. Am Sky-Mikrofon gab er den vielleicht schönsten und wahrsten Spruch der bisherigen Bundesliga-Saison zum besten: "Fußball ohne Fans ist kein Fußball und das ist so." Amen.