Max Eberl sprach nach dem 5:0 gegen den Hamburger SV über die Dominanz des FC Bayern, die aufstrebende Form von Serge Gnabry, das Bayern-Debüt von Nicolas Jackson und den bevorstehenden Champions-League-Auftakt gegen den FC Chelsea.
Max Eberl, der Sportvorstand des FC Bayern München, sprach nach dem 5:0 gegen den Hamburger SV unter anderem mit unserer Redaktion über die Dominanz des FC Bayern, die aufstrebende Form von Serge Gnabry, das Bayern-Debüt von Nicolas Jackson und den bevorstehenden Champions-League-Auftakt gegen den FC Chelsea.
Herr
Einfach wird es nur, wenn wir das Spiel so annehmen, wie wir es angenommen haben. Vorher wurde viel darüber gesprochen, wie hoch wir gewinnen würden. Davon haben wir uns nicht beeindrucken lassen. Wir haben uns auf das Spiel konzentriert und haben von Anfang an gezeigt, wer hier gewinnen möchte. Die Jungs haben Vollgas gespielt. Dadurch sah es dann einfach aus.
Die ersten drei Bundesligaspiele wurden 6:0, 3:2 und 5:0 gewonnen. Nun könnte wieder die Diskussion aufkommen, ob der FC Bayern in der Liga überhaupt noch Gegner hat…
Also erstmal sind wir, glaube ich, unser größter Gegner. Wenn wir das auf den Platz bringen, was wir können, dann ist es schwer, uns zu schlagen. Aber wir haben gegen Wiesbaden und Augsburg gesehen: Wenn wir meinen, etwas weniger machen zu können, besteht immer die Gefahr, dass wir Punkte hergeben oder Spiele verlieren. Das wollen wir natürlich nicht. Wir wollen so agieren wie gegen Leipzig, gegen Hamburg oder im Supercup gegen Stuttgart. Aber natürlich ist die Bundesliga-Saison noch lang. Große Gegner wie Dortmund, Leverkusen oder Frankfurt kommen erst noch.
Leihspieler Nicolas Jackson gab sein Debüt für den FC Bayern, als er in der Halbzeit eingewechselt wurde. Wie haben Sie seine Leistung gesehen?
Er hatte nur eine sehr kurze Zeit, um sich bei uns einzugewöhnen. Er ist am Donnerstag zum ersten Mal bei uns gewesen, weil er nach dem Transfer direkt zur Nationalmannschaft vom Senegal gereist ist. Es ist schön, dass er die Möglichkeit hatte, über eine Halbzeit diese Luft in der Allianz Arena zu schnuppern – und auch in die Mannschaft hineinzuschnuppern. Er hat zwei Möglichkeiten gehabt, hätte sicherlich gerne ein Tor gemacht. Aber man merkt, dass es Zeit benötigt, bis er adaptiert, wie wir Fußball spielen wollen. Ich glaube aber, er wird das sehr schnell lernen.
Es dürfte Sie auch gefreut haben, dass der zeitweise verletzte Aleksandar Pavlovic ein Tor erzielt hat, oder?
Es ist generell schön, wenn wir mit unseren Spielern Tore erzielen und gut spielen. Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, auch wenn man die Torschützen oftmals rauspickt. Aber ich finde auch, dass Konrad Laimer ein sehr gutes Spiel gemacht hat. Wir waren als Gruppe sehr aktiv, haben zudem in der Defensive gut verteidigt. Dass Alex ein guter Fußballer ist, das wissen wir.
Serge ist ein großer Profiteur davon, dass Vinnie (Vincent Kompany, Anm.d.Red.) im letzten Sommer (2024) Trainer wurde. Genauso war das auch bei Leon (Goretzka), Leroy (Sané, Ex-Bayern-Spieler) und Kingsley (Coman, Ex-Bayern-Spieler). Vinnie hat einfach ein unglaubliches Gespür für die Jungs. Ich meine das nicht negativ, aber sie waren verbrannt, es fühlte sich nicht mehr so an. Er hat quasi aus diesen alten Spielern Neuzugänge gemacht. Das hat Serge schon letztes Jahr gezeigt. Und das zeigt er jetzt wieder, trotz der extrem kurzen Vorbereitung. Dass Serge ein außergewöhnlicher Spieler sein kann, hat er nachhaltig bewiesen. Er ist ein elementar wichtiger Spieler für uns. Im Zentrum kann er noch mehr seine Cleverness an den Tag legen, weil er sich geschickt in den Räumen bewegt. Und die Jungs drumherum machen es ihm leicht, kreativ zu sein und Fußball zu spielen.“
Mittwoch steht das Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea bevor. Wie blicken Sie dieser Aufgabe entgegen?
Ich bin wirklich gespannt auf das Spiel am Mittwoch. Wir haben Chelsea im Finale der Klub-WM gesehen, als sie gegen Paris mit ihrer unglaublichen Aktivität verdient gewonnen haben. Sie haben unglaublich gepresst, haben PSG angelaufen, haben die Konter und Torchancen kalt genutzt. Sie sind seit diesem Finale am 13. Juli nicht schlechter geworden. Im Gegenteil: Sie werden noch stabiler sein. Aber diese Aktivität entspricht auch unserem Spiel. Daher erwarte ich ein spannendes Spiel. Wichtig ist, dass wir nun mit einem Erfolgserlebnis in das Spiel gehen.
Worauf wird es in dem Spiel taktisch ankommen?
Das, was wir gegen Leipzig und in der 1. Halbzeit gegen Hamburg gezeigt haben, müssen wir über die kompletten 90 Minuten zeigen – offensiv, aber auch defensiv. Wir werden die Räume zulaufen müssen. Chelsea verteidigt als Gruppe unglaublich gut. Trotzdem haben wir immer wieder Möglichkeiten, sie auszuspielen. Das müssen wir schaffen. Aber: Das schaffen wir nur, wenn wir wirklich aktiv im Spiel sind - mit Laufbereitschaft, mit Sprints und mit Lust auf das Verteidigen.
Kann es eine Hilfe sein, dass Sie mit Jackson einen Spieler haben, der den FC Chelsea gut kennt, weil er bis vor zwei Wochen noch dort aktiv war?
Empfehlungen der Redaktion
Ich bin mir sicher, dass Vinnie und der Trainerstab ihn fragen werden. Es gibt sicherlich noch irgendwelche Abläufe bei Chelsea, die man als Außenstehender nicht erkennt – zum Beispiel bei Standardsituationen. Was haben sie für Signale? Was bedeuten diese Signale? Ich glaube schon, dass der Trainerstab diesen "Vorteil" nutzt. Aber ansonsten glaube ich, dass unser Stab den FC Chelsea schon sehr gut kennt und weiß, was auf uns zukommt. Für Nicolas wird es ein besonderes Spiel, weil er gegen seinen alten Verein und seine alten Buddies spielt. Ich weiß – das habe ich immer wieder von ihm gehört – dass er dieses Spiel unbedingt gewinnen möchte.
Zum Gesprächspartner:
- Max Eberl (Jahrgang 1973) ist seit März 2024 der Sportvorstand des FC Bayern München. In seiner aktiven Zeit gab er beim FC Bayern sein Profidebüt, spielte danach allerdings für den VfL Bochum, die SpVgg Greuther Fürth und Borussia Mönchengladbach. Als Funktionär war er bereits für Gladbach und RB Leipzig tätig, ehe er nach München kam.