An diesem Donnerstag wird Mario Gomez 40 Jahre alt. Der ehemalige Torjäger hat sein Glück nach der Laufbahn bei Red Bull gefunden und soll nun zusammen mit Jürgen Klopp die Zukunft der Fußballsparte beim Brausehersteller neu ordnen.
Im Sommer 2007 ließ es das kleine Dörfchen Unlingen alle wissen: Das hier ist die Heimat eines deutschen Meisters! Die 2500-Seelen-Gemeinde auf halber Strecke zwischen Ulm und dem Bodensee war stolz auf ihren berühmtesten Sohn, große Schilder am Ortsrand wiesen
Ein paar Tage zuvor hatte Gomez den VfB Stuttgart mit seinen Toren zum Titelgewinn geschossen. Der war ebenso eine Sensation wie die Saison des damals 21-Jährigen: Mit 24 Scorerpunkten (16 Tore, acht Assists) in nur 30 Spielen schaffte Gomez den Durchbruch von einem hoffnungsvollen Talent zu einem der gefährlichsten Angreifer der Bundesliga.
Der Rest ist Geschichte: In Deutschland hat Gomez noch zwei weitere Meistertitel eingefahren, dazu mit den Bayern auch die Champions League und zwei Mal den DFB-Pokal gewonnen. Mit Besiktas die Meisterschaft in der Türkei gefeiert. Auf allen seinen Stationen hat er mindestens zweistellig getroffen, für die Bayern (113) und den VfB (110) sogar dreistellig.
Nur der Traum von einem Wechsel zum FC Barcelona hat sich nie erfüllt. Im letzten seiner 511 Pflichtspiele als Profi verabschiedete er sich im Sommer 2020 dafür aber immerhin standesgemäß: mit einem Tor.
Im Red-Bull-Kosmos gelandet
Das ist jetzt fünf Jahre her, als er dem VfB Stuttgart und wohl ein wenig auch sich selbst dabei half, den Betriebsunfall des Abstiegs zu reparieren. Danach war Schluss und Gomez wechselte nach einer kleinen Auszeit die Seiten. Als Experte bei Amazon Prime ebnete sich Gomez einen sanften Wiedereinstieg in den Profi-Fußball, den er dann mit einem anderen Engagement konkretisierte: im Kosmos des Brauseherstellers Red Bull.
Zu dem pflegte Gomez schon als Spieler berufliche Kontakte. Noch als VfB-Spieler entschied er sich für eine "Privat-Vereinbarung", bekam sogar einmal deshalb beinahe Ärger mit dem DFB-Sportgericht. Nach einem Treffer im Spiel gegen Borussia Dortmund feierte Gomez nicht mehr mit dem "Torero"-Jubel, sondern mit den Armen im Flügelschlag - nachdem er eine imaginäre Dose geöffnet und einen Schluck daraus getrunken hatte.
Freude über Zusammenarbeit mit Klopp
Bei Red Bull Soccer International ist Gomez seit Winter 2022 als Technischer Direktor für Struktur und strategische Planung der Filiale in Salzburg sowie aller Dependancen verantwortlich. Und davon gibt es mittlerweile eine ganze Menge. Neben Leipzig, New York, Bragantino in Brasilien, Omiya Ardija (Japan) hält Red Bull auch Minderheitsbeteiligungen beim FC Paris und dem englischen Premier-League-Aufsteiger Leeds United.
Hauptsächlich arbeitet Gomez am Firmen-Standort München und bekommt seit ein paar Monaten auch immer wieder Besuch von seinem gar nicht mehr so neuen Chef. Mit
"Jürgen hat eine immense Erfahrung und eine Wahnsinnskarriere hinter sich. Wir lernen alle von ihm. Er wird die Zukunft von Red Bull Fußball prägen und weiterentwickeln. Ich freue mich sehr auf die kommenden Jahre an seiner Seite", sagte Gomez in einem Interview mit der "Sports Illustrated".
In der zweiten Reihe
Für ihn bleibt dabei in der Rolle des strategischen Beraters, der auch für die Untersparten Scouting und Spielerentwicklung zuständig ist und im speziellen Fall von Red Bull mit seinen vielen angeschlossenen Klubs auch eine gewisse Schnittstellenfunktion einnimmt.
Bei Gomez laufen viele Fäden zusammen, was sowohl inhaltliche als auch infrastrukturelle Dinge angeht. Ein großes Feld ist dabei unter anderem auch die Organisation, Überprüfung und Optimierung von Prozessen und Abläufen.
Sehr viel Theorie also und in Gomez‘ Fall im Gegenzug auch vergleichsweise wenig öffentliche Sichtbarkeit. Zwar ist der ehemalige Nationalspieler bei Heimspielen von RB Leipzig fast immer zugegen, als Gesicht oder Sprachrohr des Klubs hat man Gomez bisher aber kaum vernommen.
Diese Rolle dürfte mit Klopps Übernahme als Chef auch in Zukunft nicht Mario Gomez zufallen. Dafür gibt es im Hintergrund jede Menge zu tun.
Gomez: "Das haut natürlich rein!"
In den letzten Jahren wurde der Markenkern in Deutschland beheimateten Filiale Leipzig immer weiter aufgeweicht. Dem RasenBallsport ist die DNA verloren gegangen, die klassischen Red-Bull-Attribute des Spiels musste man zuletzt mit der Lupe suchen. Kein gutes Zwischenzeugnis für den wichtigsten aller Klubs im Kosmos, der mit seinen Auftritten in der Champions League und in Übersee am meisten Sichtbarkeit generiert.
Nun hat Leipzig erstmals seit acht Jahren nicht nur die Qualifikation für die Königsklasse, sondern sogar einen internationalen Wettbewerb verpasst. Die Spieltage unter der Woche werden also mindestens ein Jahr lang ohne Leipziger Beteiligung stattfinden.
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"Der siebte Platz ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben, das brauchen wir niemanden zu verkaufen. Wir hatten uns viel mehr erhofft und waren aus den Jahren zuvor sehr, sehr erfolgsverwöhnt. Da haut so ein Jahr natürlich rein!", so Gomez.
Für das große Ganze war das ein Rückschlag. Aber vielleicht ist es auch eine Chance, an internen Prozessen zu schrauben und vor allen Dingen genug Personal auszutauschen. Mario Gomez ist und wird auch in Zukunft dabei ein Teil der Verantwortung zufallen: Bei ihm laufen die Fäden aller Klubs zusammen, der mittlerweile schon obligatorische Austausch von Spielern der Red-Bull-Filialen untereinander wird auch in Zukunft ein Faktor bleiben.
Und Mario Gomez an seinem nun schon 40. Geburtstag ein wichtiger Bestandteil der Red-Bull-Familie.
Verwendete Quelle:
- sportsillustrated.de: Mario Gomez über Klopp: "Er wird die Zukunft von Red Bull Fußball prägen"