Neuzugang Díaz mit Licht und Schatten, Goretzka begeistert offensiv und defensiv

Der FC Bayern München hat mit dem Supercup den ersten Titel der Saison gewonnen. Trotz des dominanten Auftritts waren auch gewisse Defizite im Spiel des deutschen Rekordmeisters sichtbar.

Vincent Kompany lächelte glücklich, als er seine Spieler beim Feiern vor den Fans beobachtete. Konrad Laimer und Dayot Upamecano standen eng umschlungen vor ihm und sangen lauthals die Vereinshymne mit, die in der Stuttgarter MHP Arena aus den Lautsprechern dröhnte.

Der Supercup, der seit dieser Saison den Titel Franz-Beckenbauer-Supercup trägt, mag nicht die wichtigste Trophäe im Vereinsfußball sein. Und doch war allen Beteiligten anzusehen, dass ihnen der erste Titel der Saison viel bedeutet.

"Es ist ein Titel, keine Frage, das ist sehr wichtig für uns", sagte Torwart Manuel Neuer nach dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart bei "Sky". "Wir haben in der Vorbereitung immer gut gespielt. Das wollten wir mit in das Finale nehmen. Ich glaube, das hat man auch gesehen."

1. Titel der Saison

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Pressing als Erfolgsschlüssel

Der FC Bayern setzte wie gewohnt auf ein hohes Pressing. Bedeutet: Die Offensivspieler setzten den Gegner bereits beim Spielaufbau unter Druck. Die Innenverteidiger schoben nach und verteidigten schon an der Mittellinie. Durch diese Taktik kam in der 18. Minute das erste Tor zustande.

VfB-Torwart Fabian Bredlow spielte unter Pressing-Druck des Bayern einen langen Ball auf den Stürmer Nick Woltemade. Dieser konnte den Ball nicht richtig annehmen, weil der hinter ihm aufgerückte Bayern-Innenverteidiger Dayot Upamecano direkt Druck ausübte. Der daraus resultierende Ballgewinn und Gegenangriff mündete im 1:0 durch Harry Kane.

Neuzugang Luis Díaz: Trotz Treffer noch viel Luft nach oben

In der 77. Minute gelang Neuzugang Luis Díaz, der für rund 70 Millionen Euro Ablöse vom FC Liverpool verpflichtet wurde, sein erster Treffer im ersten Pflichtspiel. Serge Gnabry, der im offensiven Mittelfeld die Rolle des verletzten Jamal Musiala einnahm, spielte eine Flanke in den Strafraum, sodass Díaz den Ball ins Tor köpfte.

Bis dahin allerdings tat sich der Kolumbianer schwer.

Einen weiteren Torabschluss bekam Díaz über die kompletten 90 Minuten nicht zustande. Dies lag allerdings auch daran, dass er von seinen Mitspielern teilweise nicht gesehen wurde.

Das Zusammenspiel mit seinem Hintermann, dem Linksverteidiger Josip Stanisic, funktionierte (noch) nicht. Das Spiel des FC Bayern war daher sehr rechtslastig, wo Rechtsverteidiger Konrad Laimer und Flügelspieler Michael Olise viel Offensivdruck entwickelten.

Rückkehr von Alphonso Davies täte auch Díaz gut

Ohnehin dürfte Stanisic (eigentlich ein Innen- und Rechtsverteidiger) als Linksverteidiger maximal eine Übergangslösung sein, bis Alphonso Davies von seinem Kreuzbandriss rehabilitiert ist. Der Kanadier, der im Herbst wieder einsatzfähig sein dürfte, ist deutlich offensivfreudiger und könnte mit Díaz gut harmonieren – auch wenn eine gewisse Eingewöhnung notwendig sein wird.

Die fußballerischen Qualitäten von Díaz blitzten in einigen Szenen auf, wenn er seine Gegenspieler im Eins-gegen-Eins stehen ließ. Zudem arbeitete er defensiv ordentlich mit und nutzte dabei seine Schnelligkeit.

"Er hat ein brutales Tempo, ist technisch gut, macht sehr viele intensive Läufe, strahlt diese Torgefahr aus und ist immer in der Box (im Strafraum, Anm.d.Red.) präsent", lobte Mitspieler Jonathan Tah und bezeichnete den Treffer von Díaz als "überragend. Er hat es sich erarbeitet. In den Freundschaftsspielen war er ein bisschen frustriert. Aber ich habe ihm gesagt, in den wichtigen Spielen wirst du treffen. Das war das erste Tor, und ich glaube, es werden noch viele mehr kommen."

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Überragender Goretzka für Babbel der "Man of the Match"

Zu den besten Spielern auf dem Platz zählte Mittelfeldspieler Leon Goretzka, der mehrfach den Weg in den gegnerischen Strafraum suchte. Alleine in den ersten sechs Minuten kam er zweimal zum Abschluss. Insgesamt bekam er vier Torschüsse und eine Torschussvorlage zustande. In dieser Verfassung dürfte er als Nebenmann von Joshua Kimmich gesetzt sein.

"Die Diskussionen um ihn habe ich nie verstanden. Mit gefällt der Spielertyp", sagte der frühere Bayern-Spieler und heutige TV-Experte Markus Babbel in Sat.1 und lobte Goretzkas Leistung gegen Stuttgart: "Er hat mir extrem gut gefallen, defensiv war er bockstark, aber er hatte auch immer wieder seine tiefen Laufwege. Das hat dem VfB extrem wehgetan. Das war für mich der Man of the Match."

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Bayern lässt trotz Überlegenheit hochkarätige Chancen zu

Auch wenn Babbel die Leistung des FC Bayern insgesamt lobte, gab es auch einen Kritikpunkt: "Obwohl du optisch so viel besser warst als der VfB, lässt du trotzdem drei hochkarätige Chancen zu. Wenn Manuel Neuer nicht so gut drauf gewesen wäre, hätte der VfB großartige Möglichkeiten auf ein Tor gehabt."

Zwar bekam Stuttgart noch einen Anschlusstreffer durch Jamie Leweling zustande, allerdings fiel dieser erst in der dritten Minute der Nachspielzeit. Dies war zu spät, um eine echte Schlussoffensive einzuläuten.

Kein gutes Bild gab beim FC Bayern der oft in der Kritik stehende Sacha Boey ab, der in der 72. Minute für den angeschlagenen Laimer eingewechselt wurde und sich als Unsicherheitsfaktor entpuppte. Boey sah auch beim Gegentreffer nicht gut aus, weil er Leweling nicht am Kopfballtor hindern konnte.

Es gibt also noch gewisse Details, die sich bis zum Bundesliga-Auftakt am kommenden Freitag gegen RB Leipzig verbessern lassen.