Nestory Irankunda galt als zukünftiger Top-Spieler des FC Bayern München, wird aber nach einem Jahr bereits wieder weggeschickt. Der Spieler selbst beklagt mangelnde Kommunikation.
Nestory Irankunda wurde als Ausnahmetalent gefeiert, als er im Sommer 2024 zum FC Bayern München kam. Mit seinen damals zarten 18 Jahren hatte er in der 1. Liga von Australien bereits ordentlich für Furore gesorgt. 16 Tore und acht Vorlagen waren ihm in 55 Ligaspielen für Adelaide United gelungen.
Jochen Sauer, der Direktor für die Nachwuchsentwicklung des FC Bayern, schwärmte regelrecht von dessen Qualitäten: "Nestory ist ein extrem schneller Außenbahnspieler, dribbel- und abschlussstark und mit viel Zug zum Tor. Wir sind überzeugt von seinem Potenzial und davon, dass er bei uns die nächsten Schritte machen wird."
Der frühere Bayern-Spieler Alexander Baumjohann, der zum Karriereende in Australien spielte, gratulierte dem FC Bayern zur Verpflichtung. "Nestory hat außergewöhnliche Fähigkeiten", sagte er gegenüber "Sky". "Ich traue es ihm auf jeden Fall zu, eine Top-Karriere zu machen."
2. Liga von England statt Bundesliga
Ein Jahr später ist von all diesen Lobeshymnen nichts mehr zu hören. Irankunda hat selbst bestätigt, den FC Bayern zu verlassen. Sein Ziel: Der englische Zweitligist FC Watford. "Es war eine wirklich harte Entscheidung, den FC Bayern zu verlassen", sagte der 19-Jährige gegenüber "Sky". "Das ist einer der größten Klubs der Welt. Aber die WM 2026 steht vor der Tür. Also möchte ich auf dem Platz stehen. Deswegen war es das Beste für mich, den Verein zu wechseln."
Das Bittere: Eine Chance beim FC Bayern bekam er trotz der Vorschusslorbeeren nie. Seine Einsatzzeit bei den Profis: 0 Minuten! Lediglich für die 2. Mannschaft in der Regionalliga (4. Liga) wurde er eingesetzt. In 15 Spielen gelangen ihm vier Tore und vier Vorlagen.
Zur Rückrunde erfolgte die Ausleihe an den Schweizer Erstligisten Grasshopper Club Zürich. Dort bekam er seine Spielzeit, wurde in 21 Spielen eingesetzt (17-Mal in der Startelf), schoss ein Tor und bereitete drei Treffer vor.
Kaum Kommunikation vonseiten des FC Bayern
Laut Irankunda fand danach kein Austausch mit dem FC Bayern statt. "Als ich von der Leihe zurückkam, habe ich das erste Team nicht wirklich gesehen. Ich konnte eigentlich mit niemandem sprechen", sagte er. Das würde genau dem widersprechen, was sich Irankunda und sein Berater Adrian Griffin von dem Wechsel nach München versprochen hatten.
"Das Wichtigste war, dass der FC Bayern einen richtigen Plan für ihn entwarf. Sie haben ihn nicht einfach nur so verpflichtet", sagte damals Griffin gegenüber "Front Page Football". "Sie werden Leute haben, die sich um ihn kümmern. Es wird mehrere Vollzeitmitarbeiter geben, die er jederzeit anrufen kann und die für ihn da sind."
Vom Spielertypus hätte Irankunda eine Lücke schließen können
Vom Spielertyp wäre Irankunda jemand gewesen, der dem FC Bayern vor allem perspektivisch hätte weiterhelfen können. Er wird vorwiegend als rechter Flügelspieler eingesetzt. Genau auf der Position herrscht durch den Abgang von Leroy Sané ein Engpass. Ein Nachfolger wurde bislang nicht gefunden.
Und Irankunda bringt vor allem eines mit: extrem viel Speed! In einem Spiel in der australischen Liga wurde bei ihm eine Sprintgeschwindigkeit von 37 km/h gemessen. Um das richtig einzuordnen: In der gesamten Bundesliga-Saison 2024/2025 gab es laut "bundesliga.com" mit Jean-Mattéo Bahoya von Eintracht Frankfurt nur einen Spieler, der ebenfalls die Marke von 37 km/h erreichte.
Immerhin: Für seine persönliche Entwicklung konnte Irankunda aus dem halben Jahr in München einiges mitnehmen. "Es ist eine gute Erfahrung, man lernt viel, wenn man mit den besten Spielern der Welt trainiert. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, dass ich dort jeden Tag trainieren konnte."
Ein Mitspieler lobte Irankunda: "Er ist eine Waffe"
Komplett auf sich alleine gestellt war Irankunda in Zürich immerhin nicht. In einem Videobeitrag des FC Bayern ist zu sehen, wie Richard Kitzbichler (Leiter Betreuer Leihspieler des FC Bayern, hier im Interview mit unserer Redaktion) beim ersten Heimspiel von Irankunda in Zürich vor Ort ist.
Dabei äußerte er sich positiv über die Entwicklung von Irankunda: "Ich glaube, die Verantwortlichen hier sind sehr zufrieden. Sie kennen Nestory auch schon länger, haben ihn bereits bei uns in München gesehen. Sie erhoffen sich viel von ihm, er muss sich natürlich auch einbringen, aber er hat sehr gut Fuß gefasst."
Irankunda war nicht der einzige Spieler des FC Bayern, der von München nach Zürich verliehen wurde. Auf den 20-jährigen Grayson Dettoni traf selbiges zu. Dieser lobte die Qualitäten von Irankunda: "Nestory ist wirklich eine Waffe als Fußballspieler. Wenn du ihn vorne hast, kannst du ihn immer anspielen. Mit seinen 37 km/h läuft er immer geradeaus, sprintet immer und gewinnt die Duelle auch."
Das Problem mit den Talenten
Diese Qualitäten sind beim FC Bayern offenbar nicht gefragt. Nach Mathys Tel, der in München nur wenig Spielzeit bekam und nach England zu Tottenham Hotspur wechselte, verliert der deutsche Rekordmeister ein weiteres Top-Talent.
Die Ablöse soll laut dem "kicker" bei 3 Millionen Euro liegen. Für den Fall, dass Irankunda noch voll durchstartet, soll sich der FC Bayern eine Rückkaufoption gesichert haben.
Insgesamt aber scheint die Talentförderung beim FC Bayern momentan ein Problem zu sein. Bei der FIFA-Klub-WM wurden beispielsweise viele junge Talente mitgenommen. Doch lediglich der 17 Jahre alte Lennart Karl kam zum Einsatz, als er gegen Auckland zur Halbzeit beim Stand von 6:0 eingewechselt wurde.
Empfehlungen der Redaktion
Irankunda stand gar nicht erst im Kader für die Klub-WM – und macht nun den Abflug.
Verwendete Quellen
- sport.sky.de: Alexander Baumjohann über FC-Bayern-Neuzugang Nestory Irankunda
- skysports.com: The Australian wonderkid Nestory Irankunda who has left Bayern Munich for Watford
- frontpagefootball.net: The agent's perspective: Nestory Irankunda signs for Bayern Munich
- bundesliga.com: Bundesliga Statistiken 2024-2025
- fcbayern.com: Loan Watch Folge 4 mit Nestory Irankunda und Grayson Dettoni
- kicker.de: Irankunda: Nicht richtig angekommen und wieder weg