Jamal Musiala kämpft nach seiner schweren Verletzung für sein Comeback. Nun erschien ein Interview, in dem er Einblicke in seine Geschichte gibt, außerdem über Vorbilder und den Einfluss von Thomas Müller spricht.

Jamal Musiala macht eine schwierige Zeit durch. Der Offensivspieler des FC Bayern München zog sich bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft eine Sprunggelenksluxation und einen Wadenbeinbruch zu. Die Operation hat er bereits hinter sich. Sein Blick richtet sich nach vorne. "Ich werde mich auf das Positive konzentrieren und in nächster Zeit auf die Reha fokussieren, um zu alter Stärke zu finden", sagte er in einer Videobotschaft.

Immerhin gab es inmitten dieser herausfordernden Zeit auch eine erfreuliche Nachricht. Der 22-Jährige ziert gemeinsam mit seinem Jugendfreund Jude Bellingham von Real Madrid das Cover des Videospiels "EA Sports FC 26".

Ronaldinho, Messi, Neymar und Ronaldo waren unantastbar

Musiala verbindet mit dem Spiel besondere Erinnerungen, wie er in einem neu veröffentlichten Interview mit "The Athletic" verrät: "Ich spielte das Spiel mit meinen Freunden, meinem Vater und meiner Schwester. Diese Spieler – Ronaldinho, Lionel Messi, Neymar, Cristiano Ronaldo – waren in meinen Augen unantastbar. Ich schaute mir ihre Fähigkeiten an, ging dann in den Garten oder in den Park, dribbelte durch Hütchen und sah, was ich von ihnen lernen konnte." Damals erschien es ihm unmöglich, "dass ich eines Tages an ihrer Stelle sein würde."

Doch Musiala zählt heute zu den besten Fußballspielern der Welt. Seine Leichtigkeit am Ball gepaart mit dem jugendlichen Aussehen brachte ihm beim FC Bayern den Spitznamen Bambi ein. "Es war Leroy Sané, der mir diesen Spitznamen gab. Es ist irgendwie hängen geblieben. Aber ich war als Kind noch viel kleiner", so Musiala. Seine Liebe zum Fußball kam vom Vater: "Er hat mich wirklich gepusht."

Es war nicht geplant, England zu verlassen – bis der FC Bayern kam

In Stuttgart geboren, zog Musiala im Alter von sieben Jahren mit der Familie nach London. "Als wir ankamen, sprach ich kein Englisch und meine ersten Monate waren ziemlich hart, weil ich überhaupt nicht viel verstand. Aber ich habe mich schnell angepasst", erinnert sich Musiala. Er verbrachte rund acht Jahre in der Jugendabteilung des FC Chelsea, ehe er mit 16 Jahren zum FC Bayern wechselte.

"Es war nicht geplant, dass wir England verlassen würden, um zurück nach Deutschland zu gehen. Ich hatte gerade meine Schulprüfungen abgeschlossen und genoss es, bei Chelsea zu sein. Aber dann kamen die Bayern und es fühlte sich wieder richtig an, etwas Neues auszuprobieren", erzählt Musiala.

"Ich wusste, wie groß die Bayern sind, und am Ende dachte ich nur: 'Warum nicht? Ergreife die Chance – probiere etwas Neues und lass uns sehen, ob es klappt. Ich versuche nie, zu viel darüber nachzudenken, was in diesen Momenten schiefgehen könnte. Ich vertraue mir lieber und lasse mich treiben."

Viele kleine Ratschläge von Thomas Müller bekommen

Musiala entwickelte sich in München schnell zum Top-Spieler. Auf die Frage, wer der beste Spieler sei, mit dem er jemals zusammengespielt habe, findet er eine klare Antwort: "Da nenne ich Thomas Müller. Ich habe so viel von ihm gelernt, so viele kleine Ratschläge bekommen. Es hat mir so viel Spaß gemacht, mit ihm zu spielen. Es gibt so viele Spieler, die ich nennen könnte, aber Thomas ist an der Spitze."

Sein härtester Gegenspieler ist jemand, den er von der deutschen Nationalmannschaft kennt: Antonio Rüdiger. "Wir haben in der Champions League gegen Real Madrid gespielt, und das war ziemlich hart. Ich kenne ihn schon seit einigen Jahren. Und ja, es ist nicht schön, gegen ihn zu spielen."

Momentan allerdings wäre er wohl dankbar, wenn er überhaupt spielen könnte. Musiala dürfte dem FC Bayern noch mehrere Monate fehlen.

Ribéry macht Musiala Mut

Der frühere Bayern-Spieler Franck Ribéry, der in seiner aktiven Zeit selbst von schweren Verletzungen betroffen war, macht ihm über die "Sport Bild" Mut: "Er wird sein früheres Niveau wieder erreichen und sogar noch stärker zurückkommen, denn diese Verletzung wird ihn mental weiterbringen. Er muss einfach geduldig sein und sich gut behandeln lassen."

Verletzungen würden zum Fußball eben dazugehören, wie Ribéry erklärt: "Natürlich wird es harte Momente geben, in denen er seine Mitspieler spielen sieht und ihnen nicht helfen kann, das wird ihn frustrieren."

Mentaltrainer ist von Musiala beeindruckt

Der Mentaltrainer Andreas Bosch erklärt im Interview mit dem "kicker", dass der Weg zum Comeback sowohl körperlich wie auch mental eine Herausforderung sei. "Körperliche Fitness ist die Grundvoraussetzung, klar. Aber wir kennen alle Fußballer, die Verletzungen hatten oder haben, dass es bei ihnen eine Angst vor einem Rückschlag gibt, die in jedem Training in jedem Spiel aufploppen kann."

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Hinzu käme der Druck von außen, "vor allem medial. Oder Verlustängste bezüglich des Standings, der Karriere, des Marktwerts. Also sind all diese mentalen Komponenten die halbe Miete auf dem Weg zurück."

Der Mentalcoach lobt in diesem Zusammenhang die mentale Stärke von Musiala: "Er hat sich vom schüchternen Talent zu einer Führungsfigur beim FC Bayern und in der Nationalelf entwickelt. Seine schwere Verletzung, die er leider bei der Klub-WM erlitten hat, ist nun die nächste große Herausforderung, die ihn weiter wachsen lässt."

Verwendete Quellen