Dem FC Bayern gelingt das Comeback, Freiburg und Leverkusen bleiben dran, die SGE verliert den Anschluss und eine Spielerin schießt sich langsam aber sicher auf den DFB-Radar. Das Wichtigste zum sechsten Spieltag der Frauen-Bundesliga.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Während der FC Bayern München, Bayer 04 Leverkusen und auch der SC Freiburg zu den großen Gewinnern des Wochenendes zählen, müssen der VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim herbe Rückschläge hinnehmen.

Neben sportlichen Themen rücken aber auch die üblichen übergeordneten Fragen zum deutschen Fußball in den Mittelpunkt: Von fehlender Professionalisierung bis hin zu Qualitätszweifeln. Hier kommt das Wichtigste zum sechsten Spieltag.

Das Traumtor: Vanessa Fudalla hält Leverkusen in der Spitzengruppe

Vanessa Fudalla ist vielleicht eine der unterschätztesten Fußballerinnen in Deutschland. Zumindest fliegt sie häufig unter dem Radar. Schon in den vergangenen Jahren war sie eine Art Lebensversicherung für RB Leipzig. In 22 Bundesliga-Partien erzielte sie in der letzten Saison zehn Tore und bereitete drei weitere vor.

Es folgt der Wechsel nach Leverkusen, wo die flexible Offensivspielerin schon jetzt bei vier Toren und zwei Assists in sechs Bundesliga-Spielen steht. 1,3 direkte Torbeteiligungen pro 90 Minuten sind ligaweit der sechste Platz hinter Größen wie Lea Schüller (1,71), Melissa Kössler, (1,58), Klara Bühl und Vivien Endemann (beide 1,45) sowie Lineth Beerensteyn (1,33).

Beim 2:0-Sieg in Hoffenheim unterstrich die 23-Jährige ihre Topform. Den Führungstreffer in der 75. Minute bereitete sie vor, das 2:0 erzielte sie wenige Minuten später mit einem Traumtor selbst. Nach einer Flanke schüttelte Fudalla mit einem angetäuschten Laufweg ihre Gegenspielerin ab, brachte ihren Körper dazwischen und lupfte den Ball schließlich über zwei Hoffenheimerinnen, um ihn unbedrängt ins Tor schießen zu können.

Ein Gemälde von einem Tor, das ihre Qualitäten nochmal unterstreicht. In dieser Form wird Fudalla auch bei der deutschen Nationalelf bald ein Thema werden müssen. Es ist ohnehin überraschend, dass sie noch kein Spiel für das DFB-Team absolviert hat.

Die Gewinnerinnen: FC Bayern klettert wieder an die Tabellenspitze

Die größten Gewinnerinnen des Wochenendes dürften aber beim FC Bayern spielen. Im Topspiel gelang dem FCB eine kleine Wiedergutmachung für das Debakel unter der Woche gegen den FC Barcelona (1:7). In Wolfsburg gewannen die Münchnerinnen mit 3:1.

Intensität, Energie und auch Laufbereitschaft waren im Vergleich zum Barça-Spiel deutlich besser. Positiv verbuchen können die Bayern neben der erfolgreichen Reaktion auf mentaler Ebene auch die Tatsache, dass mit Hoffenheim und Eintracht Frankfurt mehrere Teams an der Tabellenspitze gepatzt haben.

Leistungstechnisch aber war dieses Topspiel eines der schwächeren in den vergangenen Jahren. Beide Teams waren ungemein fehleranfällig und unsauber im Ballvortrag. Das technische und taktische Niveau war nicht sehr hoch. Keines der beiden Teams erreichte eine Passquote jenseits der 80 Prozent. Bei den Bayern war ungefähr jedes fünfte Zuspiel ein Fehlpass, bei Wolfsburg sogar in etwa jeder vierte Pass.

Wolfsburg und Bayern lieferten sich ein fahriges Top-Duell. © IMAGO/Jan Huebner/Hendrik Gräfenkämper

Am Ende sind die Bayern zwar der Sieger eines fahrigen Duells, aber richtig zufrieden sein können sie mit ihrer Situation dennoch nicht. Um in der Champions League zu bestehen, wird es für beide Teams eine Leistungssteigerung brauchen.

Die Krise? Fragezeichen beim deutschen Fußball

Und das ruft nach sechs Spieltagen auch übergreifende Themen auf das Radar. Sowohl die Bayern als auch Wolfsburg hatten zwar ihre Highlightspiele, in denen sie gute Leistungen brachten. Beide zeigten aber auch, dass sie zumindest aktuell nicht das notwendige Level haben, um in der Champions League eine gewichtige Rolle zu spielen.

Beim VfL sollte man sich dahingehend auch nicht vom verdienten 4:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain täuschen lassen. Die große Frage ist, inwiefern sich das Topspiel am vergangenen Samstag dazu eignet, um das tatsächliche Niveau beider Teams einzuordnen. Aber wenn das der Status-quo ist, hat der deutsche Fußball durchaus ein Problem.

Gerade im Fußball der Frauen werden solche Themen häufig weniger klar benannt, während die eher guten "Vibes" im Vordergrund stehen. Das kann eine Entwicklung aber auch hemmen. Gleichzeitig muss man vorsichtig sein, die jetzige Lage nicht zu überdramatisieren. Dass Qualität in den deutschen Top-Teams steckt, konnten sie bereits zeigen. Nur fehlt neben Konstanz hier und da auch das technische Level, das Teams wie Barcelona, Lyon oder andere Spitzenklubs haben.

Die Verlierer: Eintracht Frankfurt

Neben Wolfsburg betrifft das letztlich auch Eintracht Frankfurt, die nach einem großen Umbruch stark mit den Folgen zu kämpfen haben. In Freiburg verlor die SGE mit 2:3 und so auch den Anschluss nach ganz oben – zumindest vorerst.

Auf dem siebten Rang fehlen ihnen aktuell vier Punkte auf die drittplatzierten Freiburgerinnen, die ebenfalls eine der großen Gewinnerinnen des Spieltags sind und ihre starke Form bestätigen konnten.

Der Zwiespalt: Zwischen Rekorden und Stagnation

Doch auch abseits des Sports sorgt die Bundesliga wieder für positive wie negative Emotionen. Es sind mittlerweile alte Themen, die aber so wichtig sind, dass sie eben notfalls Woche für Woche wiederholt werden müssen, bis sich etwas ändert. Einerseits können die Klubs, die es betrifft, stolz sein auf die Zwischenerfolge in den großen Stadien.

Auch an diesem Wochenende gab es mit dem Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV (2:0) wieder ein großes Highlight mit 37.000 Fans im Weserstadion. Und im selben Spiel gab es ebenfalls erneute Diskussionen über die Qualität der Schiedsrichterinnen. Zwei Elfmetertore entschieden die Partie. Der erste Strafstoß war wegen angelegtem Arm beim vermeintlichen Handspiel eine klare Fehlentscheidung, beim zweiten Handelfmeter waren die Arme deutlich weiter weg vom Körper.

Zuvor gab es allerdings ein Zuspiel, das in Bezug auf Abseits zumindest knapp war. Was zum nächsten Thema führt: Aufklärung durch Kameraperspektiven. Auch das ist ein alter Hut, der aber Woche für Woche zum Problem wird. Im Topspiel zwischen Bayern und Wolfsburg gab es nach vielen strittigen Szenen nicht mal Wiederholungen.

Dass am Montagabend beim 2:3 zwischen Jena und Nürnberg rund 20 Minuten lang nicht mal eine Einblendung der Spielzeit und des Spielstandes im vom DFB produzierten Signal gab, setzt der Problematik die Krone auf. Würde man sich in Deutschland vielleicht etwas weniger darauf fokussieren, einzelne Highlightspiele mit tollen Zahlen zu produzieren, sondern die Attraktivität der Spiele in der Breite durch Qualität auf allen Ebenen zu erhöhen, wäre das wohl deutlich mehr wert für die Bundesliga.

Bundesliga: Und sonst so?

Der 1. FC Köln konnte sein Heimspiel gegen Union Berlin mit 2:1 gewinnen und sich so etwas von den Abstiegsplätzen absetzen. Mit Essen und Jena (beide haben einen Punkt) fallen zwei Teams derzeit deutlich ab.

Bundesliga: Wie geht es weiter?

Auch am kommenden Wochenende könnte sich an der Spitze der Bundesliga wieder viel verändern. Während die Bayern den 1. FC Köln empfangen, hat es Frankfurt mit Bremen zu tun und Leverkusen empfängt Wolfsburg. Freiburg könnte sich mit einem Auswärtssieg in Nürnberg oben festbeißen.

Empfehlungen der Redaktion

Ein Montagsspiel gibt es diesmal nicht, denn anschließend geht es in die Länderspielpause. Der kommende Spieltag im Überblick:

  • SGS Essen vs. TSG Hoffenheim (Freitag, 18.30 Uhr)
  • 1. FC Nürnberg vs. SC Freiburg (Samstag, 12.00 Uhr)
  • Hamburger SV vs. Carl Zeiss Jena (Samstag, 14.00 Uhr)
  • Union Berlin vs. RB Leipzig (Sonntag, 12.00 Uhr)
  • Eintracht Frankfurt vs. SV Werder Bremen (Sonntag, 14.00 Uhr)
  • FC Bayern vs. 1. FC Köln (Sonntag, 16.00 Uhr)
  • Bayer Leverkusen vs. VfL Wolfsburg (Sonntag, 17.15 Uhr)