Die Frauen-EM in der Schweiz endet mit dem Finale zwischen England und Spanien, das ZDF überträgt am Sonntag mehr als vier Stunden lang. Die Kommentatorin Claudia Neumann sieht im Frauenfußball eine "schöne Alternative zum Gigantismus des Männerfußballs", muss aber auch wieder Kritik einstecken.
Während sich die Europameisterinnen aus England am Sonntagabend bereit machten, den Pokal und ihre Medaillen in Empfang zu nehmen, zog
"Es ist die pure Leidenschaft, es ist die pure Freude, diesen Fußballerinnen zuzuschauen und das quer durch die Gesellschaft. Wir brauchen nicht mehr von einem Hype oder Boom zu sprechen. Das ist natürliches Wachstum", sagte die Kommentatorin der ZDF-Übertragung des EM-Endspiels zwischen England und Spanien.
Der Frauenfußball habe sich zu einer "schönen Alternative zum Gigantismus des Männerfußballs" entwickelt, führte Neumann weiter aus und spielte damit vermutlich auf die kürzlich zu Ende gegangene FIFA Klub-WM an.
Tatsächlich verzeichnete die Frauen-WM durchweg bessere Einschaltquoten als die Klub-WM der Männer. Während die durch die FIFA und ihren umtriebigen Präsidenten Gianni Infantino aufgeblähte Weltmeisterschaft der Vereine im Prinzip mit dem Schlusspfiff des Finales in Vergessenheit geriet, schuf die Frauen-EM bleibende Erinnerungen.
ARD und ZDF übertrugen alle EM-Spiele live auf den Hauptsendern
Wie etwa aus deutscher Sicht den leidenschaftlich erkämpften Sieg im Viertelfinale gegen Frankreich, einschließlich der sensationellen Parade von Torhüterin Ann-Katrin Berger. Auch aus Sicht der TV-Übertragungen war die EM ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Frauenfußballs.
ARD und ZDF zeigten alle Spiele des Turniers auf den Hauptsendern live. Dass einem Finale ohne deutsche Beteiligung deutlich mehr als vier Stunden Sendezeit am Sonntag inklusive ausführlicher Vor- und Nachberichterstattung eingeräumt wurde, wäre vor einigen Jahren ebenfalls noch nicht selbstverständlich gewesen.
Mit Ausnahme der Moderatoren Claus Lufen und
Wieder viel Kritik an Claudia Neumann in den sozialen Medien
Dass das Finale mit Claudia Neumann auch von einer Frau kommentiert wurde, war deshalb eine logische Entscheidung. Die beinahe schon gewohnte Kritik an Neumann in den sozialen Medien blieb allerdings auch am Sonntag nicht aus und fiel sogar relativ heftig aus.
Unbestritten kommen viele dieser Kommentare von Menschen, die Frauen grundsätzlich jegliche Kompetenz im Fußball abstreiten, egal ob auf dem Platz oder in anderen Funktionen. Außerdem ist ein Fußballkommentar immer auch Geschmackssache und eine Live-Begleitung sicher eine der größten Herausforderungen im Sportjournalismus.
Trotzdem lässt sich nicht bestreiten, dass einige Kritikpunkte berechtigt waren. Neumann verwechselte mehrfach Spielerinnen, den Namen der spanischen Außenverteidigerin Ona Batlle sprach sie durchgehend falsch aus.
Als Englands Chloe Kelly kurz vor der Halbzeit auf das spanische Tor schoss, war im Live-Bild und wenig später in der Zeitlupe recht deutlich zu sehen, dass keine spanische Abwehrspielerin mehr am Ball war.
Die Expertinnen sollten auch während des Spiels im Einsatz sein
Neumann, die offenbar nicht auf den Bildschirm, sondern auf das Spielfeld im St. Jakob-Park in Basel geschaut hatte, wunderte sich jedoch, dass das Spiel mit einem Abstoß und nicht mit einem Eckball fortgesetzt wurde.
Vielleicht wären solche Fehler vermeidbar gewesen, wenn dauerhaft Expertinnen die Kommentatorinnen und Kommentatoren während des Spiels am Mikrofon unterstützt hätten. Bekanntlich sehen vier Augen immer mehr als zwei, die taktischen Analysen und Beobachtungen von ehemaligen Profis, Trainerinnen und Trainern haben sich in den letzten Jahren als echter Mehrwert erwiesen.
Dass die Expertinnen bei der EM meistens nur im Studio waren und wenn überhaupt nur für kurze Zeit in den Live-Kommentar zugeschaltet wurden, ist der größte Kritikpunkt an den Übertragungen in ARD und ZDF.
Empfehlungen der Redaktion
Das Positive überwiegt mit Blick auf die ganze EM aber definitiv. "Frauenfußball ist ein unglaublicher Magnet geworden. Man kann sich damit identifizieren. Es ist sehr ehrlich und familiennah. Du kannst da hingehen, es ist bezahlbar. Es ist einfach ein großes Fest mit coolem Sport", zog Kathrin Lehmann zum Abschluss eines langen Fußballabends im ZDF ein Fazit, das der Einschätzung von Claudia Neumann ganz ähnlich war.