Wenn die Klub-WM ein wichtiges Vorzeichen für die WM im kommenden Jahr gibt, dann, dass die Hitze in den Stadien ein schwieriges Thema werden könnte. Längst bleibt es nicht mehr bei bloßer Kritik an den Bedingungen. Experten und die Spielergewerkschaft Fifpro fordern konkrete Maßnahmen.
Die Klub-WM 2025 geht in ihre finale Phase. Doch schon in einem Jahr wartet auf die USA mit der "normalen" WM das nächste große Turnier. Dann auch mit neuen Regeln? Denn ein großes Thema dieser WM ist die Hitze, die es den Spielern beim Turnier alles andere als einfach macht.
"Ich stand an der Außenlinie und schwitze, als ob ich aus der Sauna komme. Das sind schon harte Verhältnisse", erklärte BVB-Trainer
Experte würde Finale am Morgen spielen lassen
Professor Mike Tipton von der Portsmouth University ist Experte für den Einfluss hoher Temperaturen auf den menschlichen Körper. Er wurde von der BBC gefragt, wie die Fifa das Hitzeproblem bei der Klub-WM, aber auch im nächsten Jahr bei der Nationen-WM angehen sollte. Seine Antwort ist deutlich: Sollte die Hitze weiterhin ein so großes Problem sein, muss die Anstoßzeit verändert werden. "Ich würde es in einem klimatisierten Stadion mit einem Dach austragen, bevorzugt in einer kälteren Zeit des Jahres", sagt Tipton auf das WM-Finale angesprochen. "Aber wir stecken bereits in dieser Situation, deshalb ist das einzige, was du machen kannst, an einem kühleren Zeitpunkt des Tages zu spielen." Den sieht der Professor um neun Uhr vormittags.
Eine solch frühe Anstoßzeit wäre bei einem großen Turnier wahrscheinlich ein Novum. Aktuell plant die Fifa, drei Viertelfinalpartien und alle restlichen Finalspiele am Mittag oder Nachmittag auszutragen, wohl auch, um es den europäischen Zuschauern zu erleichtern, die Spiele zu sehen. Auch bei der Nationen-WM im nächsten Jahr werden wahrscheinlich viele Spiele am Mittag oder Nachmittag stattfinden, auch wenn der genaue Zeitplan noch nicht veröffentlicht ist.
Das hat viele Nachteile. Denn Gesundheitsrisiken bestehen bei solch hohen Temperaturen nämlich nicht nur für die Spieler, sondern auch für Offizielle und Zuschauer, die nicht so fit sind wie die Spieler selbst. "Die Fifa sollte darüber nachdenken, wo, wann und wie sie solche Spiele austragen", sagt Tipton deshalb und mahnt noch weitere Änderungen an: "Es ist nicht unvorstellbar, dass Spiele in Vierteln statt in Hälften ausgetragen werden müssen."
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Fifpro sieht in Hitze bei Klub-WM "Wachruf"
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die Spielergewerkschaft Fifpro, die die Spiele der Klub-WM in der Hitze ebenfalls scharf kritisiert. Bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft am Montag erklärte man die Klub-WM zu einem Weckruf, um mehr gegen die Hitze zu tun. Auch wenn das Verschieben von Spielen schwieriger sei als in nationalen Ligen, glaube man, dass die Sicherheit und Gesundheit Priorität vor den kommerziellen Interessen haben müsse.
Wie der medizinische Leiter der Fifpro, Dr. Vincent Gouttebarge , erklärte, müssten dabei auch altbekannte Zeitpläne überworfen werden – unter anderem auch bei der Halbzeitpause. "Eine Halbzeitpause von 15 Minuten könnte nicht genug sein, um die Kerntemperatur (der Spieler) zu senken", sagte Gouttebarge. "Es wird viel nach alternativen Milderungsstrategien geforscht und es könnte sein, dass eine Halbzeit von 20 Minuten erheblich ist." Diese These soll bereits im August in Zusammenarbeit mit der nationalen Spielergewerkschaft in Portugal getestet werden.
Was es bei den Hitzespielen jetzt immerhin schon gibt: Trinkpausen. Pro Halbzeit dürfen sich die beiden Teams einmal für knapp drei Minuten an der Seitenlinie versammeln, um Flüssigkeit aufzunehmen. Wann es Trinkpausen gibt, richtet sich nach der sogenannten Wet Bulb Globe Temperature (WBGT), die nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit, Strahlungswärme und Luftbewegung mit einbezieht.
Steigt diese Temperatur über 32 Grad, sind die "Cooling Breaks" erforderlich. Aber auch das sei nicht mehr genug, argumentiert die Fifpro, und fordert auch hier konkrete Änderungen. Sie fordert, die Trinkpausen schon ab 28 Grad einzuführen. Auch Edgar Schwarz, der sich als Doktorand unter dem ehemaligen DFB-Mannschaftsarzt Tim Meyer mit dem Thema Hitze im Fußball beschäftigt, schlägt im Gespräch mit unserer Redaktion ähnliches vor. Die Fifpro geht noch weiter: Spiele, bei denen die WBGT über 32 Grad liegt, sollten bestenfalls ganz verschoben werden.
Fifpro will häufigere Trinkpausen
Die bei der Klub-WM "Cooling Breaks" genannten Pausen sollte es laut Fifpro zudem nicht nur einmal pro Halbzeit geben. "'Cooling Breaks' in der 30. und 75. Minute haben schon Tradition, aber aus einem physiologischen Blickpunkt machen sie keinen Sinn", erklärt Gouttebarge. "Selbst wenn du mehr als 200 Milliliter Flüssigkeit aufnimmst, kannst du es nicht alles nutzen", argumentiert der Mediziner. Der Fifpro-Experte würde deshalb ein Projekt begrüßen, das untersucht, ob häufiger, aber kürzere Trinkpausen – womöglich alle 15 Minuten – nicht eventuell mehr helfen würden.
Ob die Fifa all diese Vorschläge annehmen wird, ist eine andere Frage. "Wir sind teilweise zufrieden, weil die Fifa recht zugänglich gewesen ist, als das Turnier gestartet war und tatsächlich auf unserem Input verändert hat, wie sie während der Spiele mit der Hitze umgeht", sagt Fifpro-Generalsekretär Alex Phillips jetzt schon. Gut möglich, dass die Fifa bald weitere Maßnahmen ergreift, um den Hitzeperioden während der Spiele gewachsen zu sein.