Für die Bayern und Borussia Dortmund ist das Abenteuer Klub-WM vorbei. Finanziell hat sich die Reise in die USA allemal gelohnt. Andere Auswirkungen des Trips könnten die beiden Klubs aber noch bis tief hinein in die neue Saison verfolgen.
"Wir sind unter den Top Acht im europäischen Ranking, standen im Viertelfinale der Champions League und sind nun unter den besten Acht der Welt: Das kann sich sehen lassen!" So lautet Lars Rickens Fazit der Dortmunder Saison und auch der Klub-Weltmeisterschaft, die für den BVB nach rund drei Wochen und der 2:3-Niederlage gegen Real Madrid beendet ist.
Niemand würde Dortmunds Geschäftsführer Sport widersprechen, an den Fakten gibt es nichts zu leugnen. Allerdings spiegelt sich darin auch eine gewisse Grundzufriedenheit wider, die der Borussia nun schon seit etlichen Jahren nachgesagt wird. Kritiker würden sogar von der Dortmunder Ambitionslosigkeit sprechen.
Beim FC Bayern wird das Ausscheiden überschattet von Jamal Musialas schwerer Verletzung. Den vielen eingespielten Geldern steht nun eine lange Zwangspause für einen der wichtigsten Spieler gegenüber - ein Verlust, der sich zum aktuellen Stand noch gar nicht richtig einschätzen lässt.
Was also ist für die beiden deutschen Vertreter geblieben bei der ersten Auflage der Klub-WM in ihrem neuen Modus - außer Abermillionen an US-Dollars?
Kaum Zeit für neue Erkenntnisse
In der klassischen Turnierform und angesichts der horrenden Summen, die beide Klubs mit vergleichsweise wenig Aufwand erspielen konnten, verzichteten sowohl die Bayern als auch der BVB auf große Experimente.
Während andere Mannschaften der Bundesliga in der Heimat schon wieder ihren Trainingsbetrieb und damit die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen haben – nach einer drei- bis vierwöchigen Pause für die Spieler, das Trainerteam und den sogenannten Staff drumherum – agierten die Bayern und der BVB in der Verlängerung der längst abgelaufenen Saison im harten Wettkampfmodus.
Zwar hatten
Bei rund 50 Millionen Zusatz-Einnahmen für beide Klubs nach nur drei Wochen ein logisches Vorgehen. Im Hinblick auf wichtige Experimente für die neue Saison - sowohl personell als auch taktisch - aber taugte das WM-Turnier eher nicht. Das werden Kompany und Kovac nun in der knapp bemessenen Vorbereitungszeit nachholen müssen, sofern sie das überhaupt in Erwägung ziehen.
Inklusive der Vorbereitung aufs Turnier haben die Bayern und der BVB vier Wochen ihrer eigentlichen Saisonvorbereitung und der Erholungsphase für sich und die Spieler geopfert. Das ist der Preis, den es für die üppige Alimentierung durch die Fifa zu bezahlen galt.
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Die Lücke ist nicht kleiner geworden
In der Königsklasse war wie nun auch bei der Klub-WM für beide deutschen Vertreter in der Runde der letzten Acht Schluss. Das kann man - wie Ricken - als Erfolg verkaufen. Man könnte aber auch argumentieren, dass die Lücke zur absoluten Spitze auch im Weltvergleich nicht kleiner geworden ist in den letzten Monaten.
Der BVB hat gegen die allenfalls zweitklassigen Mannschaften Malmelodi Sundowns und Ulsan HD schmucklose Siege eingefahren, sich gegen den mexikanischen Vertreter Monterrey gerade so ins Viertelfinale gezittert. Gegen bessere Teams wie Fluminense mit sehr viel Glück ein Remis erreicht und war gegen Real letztlich ziemlich chancenlos.
Die Bayern haben drei ihrer fünf Spiele gewonnen, darunter eines gegen eine Mannschaft auf Regionalliga-Niveau, im Gegenzug aber zwei verloren. Auch wenn die Niederlage gegen Benfica unglücklich zustande kam und eher ein Ausrutscher war: Sie beförderte die Münchener in den schwereren Turnierbaum und im Viertelfinale in die Partie gegen Champions-League-Sieger Paris.
Wo die Münchener zwar eine starke erste Halbzeit spielten, in den entscheidenden Momenten - wie schon vor einigen Monaten gegen Inter in der Champions League - aber nicht kalt genug waren und es letztlich an der nötigen Breite im Kader fehlte.
Wenn die Klub-WM als Standortbestimmung für die besten deutschen Klubmannschaften gelten darf, dann muss man wohl konstatieren: Für die absolute Weltspitze reicht es derzeit weder bei den Bayern noch beim BVB. Die spannende Frage wird deshalb sein, wie beide Klubs mit dieser Erkenntnis die nächsten Wochen unter anderem auf dem Transfermarkt angehen werden.
Vorgeschmack auf die WM und den amerikanischen Sommer
Besonders die Borussia haderte in vier ihrer fünf Partien mit den zum Teil extremen klimatischen Bedingungen. Bei Temperaturen um die 40 Grad und einer ungeheuer hohen Luftfeuchtigkeit quälten sich die Spieler teilweise regelrecht über den Platz.
Dem Vorgeschmack auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr, den beide Klubs im Vorfeld als einen Vorteil für ihre Nationalspieler formuliert hatten, mischte dies eine bittere Note bei. Sowohl Niko Kovac als auch Vincent Kompany verzichteten angesichts der Hitze oft genug auf eine andere Art des Fußballs, ließen sehr kontrolliert und ressourcenschonend spielen. Was in einigen Partien sehr zu Lasten der eigentlichen DNA ging.
Immerhin: Die mit Nationalspielern und potenziellen WM-Fahrern gespickten Kader konnten sich nun vor Ort ein Bild des amerikanischen Sommers machen und vielleicht die eine oder andere wichtige Erkenntnis mitnehmen. Um im kommenden Jahr noch besser vorbereitet in die andere Mission gehen zu können.
Mögliche Auswirkungen wird man erst später sehen
Die torpedierte Vorbereitung auf die neue Saison, die um rund vier Wochen verlängerte Einsatzzeit für die Spieler und der damit automatisch deutlich verkürzte Urlaub könnte für beide Mannschaft noch zu einem veritablen Problem werden.
Den Bayern und auch dem BVB waren die Risiken und Begleitumstände im Vorfeld bekannt. Ebenso wie die Tatsache, dass sie sich in der Großmannssucht und offenbar nie enden wollenden Gier nach immer noch mehr Entertainment und Geld zu Handlangern der Fifa machten.
Wie sehr die Klub-WM aber Einfluss auf die kommende Saison beider Mannschaften nehmen wird, dürfte man erst im (Spät)Herbst sehen. In der Regel bricht dann die schwierige Phase für Mannschaften an, die in Turnierjahren viele Spieler an ihre Nationalmannschaften abstellen müssen.
Nun haben die Bayern und der BVB zwar nicht ein komplettes Turnier mit sieben Partien absolviert. Aber doch vier Wochen und erhebliche körperliche und mentale Anstrengungen investiert. Die Spielpläne beider Klubs sehen noch im Juli (BVB) oder aber Anfang August (FC Bayern) die ersten Testspiele vor, danach geht es in der Bundesliga, im Pokal, später in der Champions League und im Rahmen der WM-Qualifikation für die Nationalspieler wieder Schlag auf Schlag.
Kompany und Kovac hatten hybride Trainingspläne in den USA konzipiert und vollzogen, eine Mischung aus Gegnervorbereitung und "normaler" Saisonvorbereitung. Ihre Sportlichen Leiter Max Eberl und Sebastian Kehl im Hintergrund so gut es eben geht die Kaderplanung vorangetrieben.
Passiert ist bei beiden Klubs bisher noch nicht besonders viel, auch diese Baustellen türmen sich nun massiv auf.