Der FC Bayern München erwartet in der Nacht von Freitag auf Samstag bei der Fifa-Klub-WM ein hitziges Duell gegen den argentinischen Verein Boca Juniors. Vor allem die euphorischen Fans lösen Respekt aus.

Eine Analyse
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Der Auftakt zur Fifa-Klub-WM stellte für den FC Bayern kein Problem dar. Mit 10:0 wurde Auckland City aus Neuseeland deklassiert. Doch jedem Beteiligten beim deutschen Rekordmeister ist bewusst: Das zweite Gruppenspiel gegen den argentinischen Verein Boca Juniors (Samstag, 3:00 Uhr/SAT.1 und DAZN) wird eine andere Herausforderung.

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"Wir spielen in Miami. Ich habe schon gehört, dass sehr viele Latinos das Stadion füllen werden", sagte Bayern-Sportvorstand Max Eberl – und untertrieb damit eher noch. Laut einem Bericht vom "kicker" dürften die Argentinier von bis zu 50.000 euphorischen Fans angefeuert werden.

Die Hooligan-Gruppe "Jugador 12", die als eine der gefährlichsten Fangruppen aus Argentinien gilt, dürfte zumindest teilweise im Stadion vertreten sein – auch wenn vielen gewaltbereiten argentinischen Fans die Einreise in die USA verweigert wurde.

Miami Beach ist in einem Ausnahmezustand

Insgesamt befindet sich ganz Miami Beach in einem Ausnahmezustand. Der Strand wird von feiernden argentinischen Fans regelrecht überflutet. "Es ist verrückt! Wir sind mitten im Herzen des Banderazo (Fanversammlung von Boca Juniors, Anm.d.Red.) hier in Miami Beach", wird ein Fan von "beinsports.com" zitiert. Ein anderer Vereinsanhänger sagte: "Miami gehört Boca."

Juan Román Riquelme, Klublegende und Präsident der Boca Juniors, sagte bereits vor der Klub-WM: "Wir träumen davon, alle Spiele zu spielen, wir träumen davon, gut zu spielen, wir wissen, dass unsere Fans uns lautstark anfeuern werden. Das Stadion wird voll sein, und das macht uns glücklich."

Der FC Bayern ist sich der Fan-Unterstützung der Boca Juniors bewusst. Eberl erwartet "eine schöne, hitzige Atmosphäre gegen einen Gegner, der in Südamerika und auf der Welt auch einen großen Namen hat. Boca Juniors kennen wir alle. Das wird ein Spiel auf einem anderen Niveau werden."

Der Stellenwert der beiden Mannschaften im jeweiligen Land ist ähnlich: Bayern ist 34-facher deutsche Meister, Boca 35-facher argentinischer Meister. München gewann sechsmal die Champions League, Boca genauso häufig die Copa Libertadores – also die Champions League von Südamerika.

Bayern-Spieler erwarten "besonderes Spiel" und "gute Atmosphäre"

Auch die Spieler des FC Bayern fiebern dem Duell entgegen. Innenverteidiger Jonathan Tah sagte: "Das wird ein besonderes Spiel. Ich glaube, die werden auch ein paar Fans mitbringen in Miami. Wir freuen uns darauf. Das wird ein intensives Spiel."

Torwart Manuel Neuer erklärte gegenüber "fcbayern.com": "Wir erwarten auf alle Fälle eine gute Atmosphäre. Wir haben mitbekommen, wie das Spiel gegen Benfica gelaufen ist."

Tatsächlich war das erste Gruppenspiel von Boca Juniors gegen Benfica Lissabon das vermutlich emotionalste Spiel der bisherigen Klub-WM. Die Argentinier führten bereits nach 27 Minuten mit 2:0, gaben die Führung allerdings wieder her und trennten sich mit einem 2:2. Drei Rote Karten wurden in dem Spiel verteilt – zwei davon kassierten Spieler von Boca Juniors (Ander Herrera und Figal).

Es ist nicht auszuschließen, dass die Emotionen auch zwischen Bayern und Boca Juniors hochkochen werden. Umso wichtiger wird es laut Neuer sein, "dass wir bei uns bleiben, dass wir cool bleiben und uns auf unsere Stärken konzentrieren."

Die Favoriten der Klub-WM zu benennen, ist laut Neuer aktuell noch schwierig. "Die üblichen Verdächtigen sind natürlich die Mannschaften aus Europa. Aber die Teams aus Südamerika darf man auch nicht unterschätzen."

Damit dürfte insbesondere Boca Juniors gemeint sein. Auch DAZN-Experte Benjamin Lauth sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass dies eine der besten nichteuropäischen Mannschaften sei: "Dieser Verein hat immer tolle Spieler und Top-Talente hervorgebracht. Sie konnten auch früher im alten Turnier-Format mit den europäischen Teams teilweise auf Augenhöhe spielen."

Trainer von Boca Juniors erwartet "physisches Spiel"

Miguel Russo, der Trainer von Boca Juniors, äußert sich vor dem Duell gegen den deutschen Rekordmeister zurückhaltend: "Gegen Bayern wird das ein physisches Spiel. Der Abstand zu den Europäern ist, zumindest für die Argentinier, nach wie vor groß. Er schrumpfte nicht. Nur die Brasilianer setzen das manchmal gleich."

Die Spieler hingegen sind voller Mut. Alan Velasco, der auf dem linken Flügel spielt, sagte: "Wenn wir ein Spiel wie gegen Benfica spielen, werden wir gegen Bayern München viele Chancen haben." Dabei setzen die Akteure aus Argentinien auch auf die Unterstützung der Anhänger im Stadion. "Wir kennen die Begeisterung der Fans", so Außenverteidiger Lautaro Blanco. "Miami ist verrückt nach Boca-Leuten." Dies dürfte der FC Bayern zu spüren bekommen.

Verwendete Quellen: