Der erste Spieltag der Frauen-Bundesliga hatte es in sich. Atmosphärisch und sportlich gab es in allen sieben Spielen zahlreiche Highlights. Das Wichtigste zum Auftakt.
Die Bundesliga der Frauen ist zurück und startet mit 24 Treffern am ersten Spieltag in die neue Saison. Teilweise spektakulär, teilweise erwartbar deutlich, teilweise aber auch sehr überraschend.
Eintracht Frankfurt grüßt zunächst von der Spitze, der FC Bayern München tut sich vor einer Rekordkulisse schwer und der HSV schafft es, den großen VfL Wolfsburg zu ärgern.
Hier kommt das Wichtigste zum Bundesliga-Wochenende.
Die Überraschung: Hamburg ärgert den VfL Wolfsburg
Dass in Hamburg viele Toren fallen würden, hatten wohl einige auf dem Zettel. Ein 3:3 stand jedoch nur bei den ganz wenigen Optimistinnen und Optimisten aus Hamburg auf dem Zettel, die den Saisonstart kaum erwarten konnten. Sie sollten aber recht behalten.
Dem HSV gelang die erste kleine Sensation der neuen Saison und das trotz durchaus glücklichem Last-Minute-Treffer mit einer sehr starken Leistung. Hamburg presste zu Beginn mutig, verteidigte in den richtigen Phasen aber auch tief und kompakt im 5-3-2. Damit hatten die Wolfsburgerinnen ähnliche Probleme wie schon in den Vorjahren.
Schnell wurde deutlich, dass dem Team die kreativen Ideen fehlen, wenn das Zentrum konsequent und leidenschaftlich verteidigt wird. Außerdem hatte der HSV nicht nur die erste gute Chance des Spiels durch Maria Mikolajova (12.), sondern auch die mentale Stärke, sich nach einem bitteren Doppelschlag der Gäste zurück ins Spiel zu arbeiten.
Der HSV hat gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist im Kampf um den Klassenerhalt. Auch wenn zwischendurch die individuelle Qualität der Wolfsburgerinnen zu groß war, nehmen sie am Ende einen verdienten und hart erkämpften Punkt mit. Für den VfL hingegen könnte diese Saison fast schon erwartbar lang werden.
Sicher ein früher Hot Take, aber: Statt um die Meisterschaft zu spielen, muss man am Ende vielleicht sogar um die Champions-League-Teilnahme zittern. Richtig inspirierend ist der Fußball der Grün-Weißen noch nicht.
Die alte Leier: Schiedsrichterinnen im Fokus
Schon am ersten Spieltag gibt es auch abseits des uninspirierten VfL einige Themen, die wiederkehrend sind. Denn wieder mal standen die Schiedsrichterinnen im Fokus. Gerade am Sonntag gab es zahlreiche diskutable Entscheidungen. Beim 1:1 zwischen dem SV Werder Bremen und dem SC Freiburg ging Larissa Mühlhaus in der 81. Minute zu Boden. Ingibjörg Sigurdardottir sah die Rote Karte und Werder kam per Elfmeter zum Ausgleich.
Es sah nach einer sehr leichten Berührung aus, die zu wenig für den Elferpfiff gewesen sein könnte. Aber wer will das aufklären, wenn im gesamten Stadion gefühlt zweieinhalb Kameras verwendet werden? So richtig Klarheit gab und gibt es nicht. In Hamburg schoss der HSV in der letzten Sekunde ein Tor, über das sich die Wolfsburgerinnen beschwerten. War der Ball wirklich hinter der Linie? Tendenz nach mehreren Wiederholungen aus ebenfalls schlechten Perspektiven: Vielleicht knapp.
Und beim Duell zwischen den Bundesliga-Neulingen Union Berlin und dem 1. FC Nürnberg (1:1) kam es gleich zu mehreren strittigen Szenen. Potenzielle Elfmeter, kuriose Abseitspfiffe, streitbare Foulbewertungen – alles war dabei. Nur das Thema "endgültige Aufklärung" blieb hier ebenfalls auf der Strecke. Es würde der Liga guttun, bei der weiteren Professionalisierung hier anzusetzen – und zwar auf allen Ebenen.
Die neue deutsche Welle: Immer größere Kulissen
Positiv hingegen war, wie stimmungsvoll die meisten der insgesamt sieben Spiele waren. So wurde durch die Aufstiege von Union Berlin und dem HSV sowie dem Highlightspiel des FC Bayern in der Allianz Arena mal wieder deutlich, wie ungemein das gesamte Erlebnis rund um die Bundesliga der Frauen aufgewertet wird, wenn die große Bühne zur Verfügung steht.
Das betrifft nicht nur das Erlebnis vor Ort, sondern auch jenes vor den Bildschirmen daheim. Natürlich ragen die über 57.000 Fans in der Allianz Arena heraus, die für einen deutschen Rekord im Klubfußball gesorgt haben. Eine absolut würdige und angemessene Kulisse. Das trifft aber ebenso auf die nur knapp im fünfstelligen Bereich liegenden Spiele in der Alten Försterei oder im Volksparkstadion zu.
Die Lautstärke, die Optik, die offensichtlich besseren infrastrukturellen Bedingungen – das bringt den Fußball der Frauen nach vorn. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Auftritt der FC Bayern Frauen in der Arena nicht wieder anderthalb Jahre auf sich warten lässt. In Hamburg und Berlin-Köpenick hat man sich ohnehin dazu entschieden, die großen Stadien dauerhaft zur Verfügung zu stellen – so wie es sein sollte.
Die Favoriten: FC Bayern siegt spät, Frankfurt souverän
Von "etwas Nervosität" sprach Klara Bühl in der Mixed Zone über den späten 2:0-Sieg ihres Teams gegen Leverkusen. Tatsächlich war die erste Halbzeit des FC Bayern überraschend schwach. Wobei diese 45 Minuten auch gezeigt haben, dass mit der Werkself wieder zu rechnen ist. Hohes, strukturiertes, cleveres Pressing und gute Umschaltsituationen – Leverkusen hat sich klug verstärkt und könnte ein Wörtchen mitreden, wenn es um die internationalen Plätze geht.
Im zweiten Durchgang drehten die Bayern aber auf, trauten sich häufiger zu, in den Pressingdruck des Gegners zu spielen und sich von dort nach vorn zu befreien. Am Ende war der 2:0-Sieg hochverdient. Ebenso verdient war das deutliche 5:0 der Frankfurterinnen gegen die SGS Essen, die sich mit einer starken Leistung direkt an der Tabellenspitze positionieren.
Ob die TSG Hoffenheim ebenfalls mitmischt, bleibt abzuwarten. Gegen Carl Zeiss Jena starteten sie erstmal souverän. Trotz zwischenzeitlichem 1:1-Ausgleich gelang ihnen ein deutlicher 4:1-Sieg. Defensiv muss sich das Team noch steigern, offensiv brillierten Selina Cerci und Melissa Kössler (je zwei Tore) wie in früheren Potsdam-Zeiten. Das macht Lust auf mehr.
Die Enttäuschung: 1. FC Köln knüpft an letzte Saison an
Während die drei Aufsteiger Hamburg, Nürnberg und Union zeigten, dass sie in der Lage sind, richtig Feuer in die Bundesliga zu bringen, enttäuschte der 1. FC Köln am ersten Spieltag bereits auf ganzer Linie. Gegen Leipzig gelang den Kölnerinnen nur wenig. Offensivszenen wurden unpräzise ausgespielt, hinten verteidigten sie lückenhaft.
Damit knüpft der FC an die letzte Saison an, in der man lange um den Klassenerhalt bangen musste. Trotz sinnvoller Kaderverstärkungen sieht das bisher noch sehr zäh aus. Die beste Nachricht für Köln ist nach diesem Wochenende, dass es erstmal nur der erste Spieltag war.
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Bundesliga: Wie geht es jetzt weiter?
Am kommenden Wochenende geht die Bundesliga in die zweite Runde. Highlights sind das Gastspiel des FC Bayern in der Red Bull Arena und das Spitzenspiel zwischen der TSG Hoffenheim und Eintracht Frankfurt.
Die kommenden Partien im Überblick:
- SC Freiburg vs. 1. FC Köln (Freitag, 18.30 Uhr)
- 1. FC Nürnberg vs. SV Werder Bremen (Samstag, 12.00 Uhr)
- SGS Essen vs. Hamburger SV (Samstag, 14.00 Uhr)
- RB Leipzig vs. FC Bayern (Sonntag, 14.00 Uhr)
- VfL Wolfsburg vs. Carl Zeiss Jena (Sonntag, 16.00 Uhr)
- TSG Hoffenheim vs. Eintracht Frankfurt (Sonntag, 18.30 Uhr)
- Bayer Leverkusen vs. Union Berlin (Montag, 18.00 Uhr)