Während sich der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg für den Showdown in der Bundesliga warmschießen, sorgt ein Spielabbruch für Verwunderung. Das Round-up zum fünften Spieltag.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Sportlich hatte die Bundesliga der Frauen auch am vergangenen Wochenende wieder viel zu bieten. Von einer Kampfansage des VfL Wolfsburg in Richtung München bis hin zu überraschenden Abstiegskandidaten war alles dabei.

Doch die meiste Aufmerksamkeit erzeugte ein Spielabbruch, der abermals unterstreicht, wie es um die Professionalisierung der Liga steht. Hier kommt das Wichtigste zum fünften Spieltag.

Die Rückkehr: VfL Wolfsburg

Der VfL Wolfsburg ist zurück an der Tabellenspitze. Erstmals seit dem 10. Spieltag der vergangenen Saison stehen die Grün-Weißen ganz oben in der Bundesliga. Grund dafür ist ein beeindruckendes 8:0 bei der SGS Essen.

Wichtiger aber noch: Schon lange nicht mehr haben die Wolfsburgerinnen so guten Fußball gezeigt. Ein guter Indikator dafür ist beim VfL seit einiger Zeit die Anzahl der Flanken. Nur deren elf sind in den Strafraum der Essenerinnen geflogen. In der Vergangenheit tendierte das Team dazu, viel zu früh im Spiel die Brechstange auszupacken und Alexandra Popps Kopf zu suchen.

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Dank einem souveränen 8:0 gegen SGS Essen ist der VfL Wolfsburg nach dem 5. Spieltag der Bundesliga wieder an der Tabellenspitze. © IMAGO/Beautiful Sports/Buriakov

Das führte dazu, dass es kaum Kombinationsspiel und kaum Variabilität und Tempo im Spiel nach vorn gab. Gegen Essen war das anders. Wolfsburg kontrollierte das Spiel, spielte dabei aber auch immer wieder durch die Halbräume oder das Zentrum. Ein Beweis, was noch in ihnen steckt – vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern wohl zum richtigen Zeitpunkt. Zumindest war das eine kleine Ansage in Richtung München.

Der Rückschritt: RB Leipzig kommt nicht in Tritt

Zurückkehren würde gern auch RB Leipzig – und zwar zu guter Form. Stattdessen droht mit den bisher gezeigten Leistungen eher der Abstiegskampf. Beim 1. FC Nürnberg reichte es trotz des Führungstreffers von Nikoline Dudek in der 18. Minute nicht zum Sieg. Nastassja Lein schoss in der 54. Minute den Ausgleich für den Club.

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Nastassja Lein schoss gegen RB Leipzig den Nürnberger Ausgleich. © IMAGO/IPA Photo/Davide Elias

Und es hätte noch schlimmer kommen können für Leipzig: Nürnberg vergab in durch Julia Pollak (59.) und Lein (71.) weitere gute Chancen. Mit dem Punkt ist man am Ende gut bedient, kommt in der Tabelle aber dennoch nicht voran. Vier Punkte aus fünf Spielen bei 6:9 Toren genügt nicht den eigenen Ansprüchen.

Vor allem in der vergangenen Saison machte der Ableger des Red-Bull-Konzerns mit gutem, offensivem Fußball auf sich aufmerksam. Die Abgänge von Lydia Andrade und vor allem Vanessa Fudalla scheinen jedoch schwer zu wiegen. Offensiv geht kaum etwas. Im Schnitt hat Leipzig laut Datenanbieter "FBref" bisher nur 0,72 Expected Goals pro Partie auf den Rasen gebracht – ein Beleg dafür, wie wenig Qualität die Abschlüsse haben. So wird es in dieser Saison eher gegen den Abstieg gehen.

Die Rückentwicklung: Eigentlich sollte der Fußball der Frauen weiter sein

Für die größten Schlagzeilen sorgte am vergangenen Wochenende aber die Partie in Köln. Und zwar nicht, weil der 1. FC Köln eine richtig starke erste Halbzeit gegen die favorisierten Leverkusenerinnen spielte und früh mit 1:0 in Führung ging. Nein, das Spiel wurde abgebrochen.

Grund dafür waren zwei Flutlichtmasten, die versagten. Einer von ihnen konnte repariert werden, der andere zumindest nicht in der Zeit, in der eine Entscheidung fallen sollte. 45 Minuten sah das Protokoll nach Angaben von Leverkusen-Trainer Roberto Pätzold vor. Nach einer weiteren Karenzzeit von zehn Minuten konnte das Problem nicht behoben werden.

Und plötzlich wurde es dunkel im Stadion der Kölnerinnen.
Und plötzlich wurde es dunkel im Stadion der Kölnerinnen. © IMAGO/Jan Huebner

Es sind die alten Geschichten der fehlenden Professionalisierung, die den Fußball der Frauen weiter verfolgen. Unabhängig davon, wie viel Pech und Zufall hier drinstecken, sollte das auf höchstem Niveau einfach nicht passieren. Doch es ist ja nicht nur dieser weitere Tiefpunkt, der im Moment den Eindruck entwickelt, dass es derzeit große Rückschritte in Deutschland gibt.

Am Dienstagabend spielt der FC Bayern München in der Champions League beim FC Barcelona. Hand aufs Herz: Wissen Sie, wo das Spiel übertragen wird? Viele, die sich nicht alltäglich und detailliert damit auseinandersetzen, werden diese Frage nicht beantworten können. Denn viel Werbung oder Marketing gibt es in Deutschland nicht.

Das ZDF hat sich sogar dazu entschieden, die Partie trotz vorhandener Rechte gar nicht zu zeigen – nicht mal im Stream. Und so wird das Spiel nur beim neuen Rechteinhaber "Disney+" hinter der Paywall zu sehen sein. War da irgendwas nach den tollen Rekorden und der EM?

Die Rückbesinnung: Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim und FC Bayern finden wieder in die Spur

Sportlich gesehen gelangen Eintracht Frankfurt (3:1 gegen Jena), der TSG Hoffenheim (4:1 in Hamburg) und dem FC Bayern (4:0 gegen Bremen) derweil wichtige Siege. Denn sie alle ließen zuletzt berechtigte Zweifel an ihrer Form. Die Münchnerinnen patzten beim 0:0 gegen Jena vor einigen Tagen. Zwar legten sie ein überzeugendes 4:0 gegen Freiburg nach, mussten nun aber bestätigen, dass sie vor der Champions League in Form sind.

Gegen Bremen ließen sie keinerlei Zweifel daran und spielten sich mehrfach sehenswert zu Chancen. Vier davon nutzten sie. Das reichte nicht für die abermalige Tabellenführung, weil ein Tor fehlte, aber immerhin zu einem Gewinn an Selbstvertrauen. So dürfte es auch Eintracht Frankfurt gehen, die sich zwar wieder schwertaten, spielerisch Lösungen zu finden, dafür aber deutlich entschlossener zu Werke gingen als in den Wochen zuvor.

Dabei verzichteten sie teilweise auch bewusst auf komplexe Spielzüge. Eine Rückbesinnung auf die ersten Jahre unter Niko Arnautis konnte geradezu hineininterpretiert werden. Die SGE spielte viel über die Flügel, schlug 27 Flanken und gewann am Ende verdient – wenn auch nicht gänzlich souverän.

Und Hoffenheim verhinderte in Hamburg eine echte Krise. Die 1:2-Niederlage in Bremen und das 1:1 gegen Nürnberg wogen schwer. Durch den nun deutlichen und überzeugenden Sieg bleibt die TSG aber oben dran. Nur drei Punkte beträgt der Abstand auf Bayern und Wolfsburg – die am kommenden Wochenende aufeinandertreffen werden.

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Auch der SC Freiburg beißt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten oben fest. Mit dem 3:0-Sieg bei Union Berlin steht der Sportclub nun auf einem starken vierten Rang – punktgleich mit Hoffenheim.

Bundesliga: Wie geht es jetzt weiter?

Am kommenden Samstag kommt es in der Bundesliga zum ersten großen Showdown: Der VfL Wolfsburg empfängt den FC Bayern. Beide sind gut in Form, beide wollen zeigen, dass sie das beste Team in Deutschland sind. Bremen und Hamburg wollen sich wiederum zeigen, wer das beste Team im Norden ist. Aber auch im Abstiegskampf gibt es mit Leipzig gegen Essen und Jena gegen Nürnberg interessante Duelle.

  • RB Leipzig vs. SGS Essen (Freitag, 18:30 Uhr)
  • VfL Wolfsburg vs. FC Bayern (Samstag, 15:00 Uhr)
  • SV Werder Bremen vs. Hamburger SV (Samstag, 17:45 Uhr)
  • SC Freiburg vs. Eintracht Frankfurt (Sonntag, 14:00 Uhr)
  • TSG Hoffenheim vs. Bayer Leverkusen (Sonntag, 16:00 Uhr)
  • 1. FC Köln vs. Union Berlin (Sonntag, 18:30 Uhr)
  • Carl Zeiss Jena vs. 1. FC Nürnberg (Montag, 18:30 Uhr)

Verwendete Quellen